Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 9. Juli 2018
Ferienzeit Bedürfniszeit
Jedem wurde zugeteilt, was er nötig hatte. Dieser Satz stammt nicht aus
einer Diskussion ums bedingungslose Grundeinkommen, sondern aus der Bibel,
genauer aus der Apostelgeschichte. In der Apostelgeschichte wird erzählt,
wie die ersten Christinnen und Christen zusammen lebten und was sie alles
erlebten.
Sie hatten alles gemeinsam, wird gesagt, und eben, jeder bekam, was er
brauchte. Ist es nicht so, dass wir in den Ferien uns das leisten, was wir
eigentlich brauchen, und was im Alltag oft zu kurz kommt: Zeit, ein Buch zu
lesen, Zeit, Freunde zu besuchen, Zeit, mit den Kindern zu spielen, Zeit,
eine fremde Stadt oder Kultur kennen zu lernen, Zeit in Ruhe und Frieden zu
kochen und zu essen, Zeit für mich selber haben. Das alles sind legitime
Bedürfnisse.
In einer Zeit, in der unser Denken, Handeln und Fühlen stark von Ansprüchen
geprägt ist, mag es verwirrend klingen, dass die ersten Christen alles
gemeinsam hatten und doch jeder genug für sich. Es ging nicht um Verzicht
und Unterdrückung, aber auch nicht um Überfluss und Verschwendung.
Und heute. Was sind meine persönlichen Bedürfnisse? Wie kann ich diese mit
Rücksicht auf meine Mitmenschen befriedigen? Bedürfnisse befriedigen ohne
rücksichtslos zu sein ist eine Kunst. Aber Bedürfnisse nicht befriedigen aus
Nachgiebigkeit ist eine Zeitbombe. Irgendwann werden die Bedürfnisse so
gross, dass sie sich ungeordnet Bahn brechen. Also überlegen wir uns besser
rechtzeitig, welches meine Bedürfnisse sind, in diesen Ferientagen, aber
auch im Alltag. Damit meine Mitmenschen und ich selber Freude haben an mir.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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