Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 20. September 2021
Ist die Bibel langweilig?
Ja, gewisse Bücher dieser grandiosen Bibliothek sind wirklich langweilig. Lange Stammbäume
oder Beschreibungen von Kriegen haben mich nie faszinieren können. Aber da sind noch die
Lebensgeschichten von Menschen, welche uns durchaus auch heute noch bewegen können. Da ist
etwa Abraham, der mit seinem ganzen Stamm aus seiner Heimat wegzog. Er kommt mir in den
Sinn, wenn ich Berichte über heutige Flüchtlinge sehe oder lese. Was ist das für ein
Gefühl, mit Hab und Gut unterwegs zu sein? Auch der Stammvater Jakob flüchtete, und zwar
nachdem er seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht betrogen hatte. Wie viele Menschen sind
innerlich auf der Flucht, weil sie Unrecht getan haben und nicht dazu stehen können. Und
dann ist da auch noch Josef, welcher von seinen Brüdern verkauft wurde. Trotz diesem
traumatischen Erlebnis ist er bereit, seiner Familie in der Hungersnot zu helfen. Wie
bewundernswert sind doch Menschen, die nicht nachtragend sind!
Die Bibel ist kein Buch von «Friede - Freude - Eierkuchen». Im Gegenteil: Die Geschichte
Gottes mit den Menschen ist geprägt von Kämpfen, Tränen, Kummer und Not. Der Radioprediger
Thomas Steiger bringt es auf den Punkt: «Gott wird euch einen Weg durch die Wüste bahnen,
aber er wird euch die Wüste nicht ersparen.»
Wie oft wäre ich froh einen bestimmten Weg nicht selber gehen zu müssen, Verantwortung
einfach abgeben zu können, einem Schicksal nicht in die Augen sehen zu müssen. Die
Lebensgeschichten von Abraham, Jakob, Josef und von vielen anderen Männern und Frauen der
Bibel zeigen immer ein ähnliches Muster: Jede und Jeder muss seinen je eigenen Weg suchen
und gehen. Wir müssen uns sozusagen durchs Leben ringen - so wie damals Jakob, der eine
ganze Nacht am Fluss Jabbok mit einem Mann gerungen hat. Später erkannte Jakob, dass er
mit Gott gerungen hatte. Dieses Ringen brachte ihm den Segen Gottes für sein ganzes
weiteres Leben ein.
Wir sind weder Jakob, noch sonst ein Stammvater oder eine Stammmutter, unsere Geschichten
sind anders. Aber das Ringen um unseren je eigenen Weg und das Ringen um den Segen Gottes
verbindet uns mit Jakob und kann uns Mut zum Leben geben.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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