Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 16. April 2019
Lass Dir an meiner Gnade genügen
In einer winzigen Spalte im Steinboden liegt ein Samenkorn. Es hat kaum Erde, aber es
erhält Licht. Auch ausreichend Wasser fliesst in den Spalt. Es keimt und fängt langsam an
zu wachsen. Die ersten Triebe des Sprösslings stossen aber an Stein.
Eigentlich könnte man erwarten, dass der Sprössling verkümmert, doch es kommt anders. Die
Zellen aller Pflanzen enthalten Salz. Die Zellwand schliesst das Salz ein. Wasser kann
aber ungestört passieren. Das Salz im Inneren der Pflanzen zieht Wasser an. Es strömt von
Aussen nach Innen. In Gegenwart von Wasser saugen sich die Pflanzenzellen voll.
Auf diese Weise können die Pflanzen ihrer Umgebung Wasser entziehen. Sogar das wenige
Wasser, das in dem sie umgebenden Asphalt gespeichert ist, strömt in das Innere der
Pflanzenzellen. Die Zellen der Pflanze füllen sich dadurch ganz prall und in ihnen wird
Druck aufgebaut. Er erreicht bis zu 15 Bar – viel mehr als bei einem Autoreifen. Diesen
unfassbar hohen Druck des zarten, schwachen Pflänzchens bekommt die steinerne Umgebung ab.
Die Pflanze schiebt den Asphalt. So entstehen Hohlräume und Spalten und der Sprössling
zwängt sich hinein. Immer mehr Pflanzenteile schieben sich Millimeter um Millimeter nach
oben.
Irgendwann schafft die Pflanze das scheinbar Aussichtslose: Sie wächst durch den Asphalt.
Die Pflanze besiegt den Stein.
… denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2. Kor 12,9
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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