Die
Geschichte mit der Maus
Ziemlich traurig kommt eine junge Frau zu mir. Sie berichtet, dass sie schon seit einiger Zeit in einer Freikirche mitmache. Es gefalle ihr sehr, obwohl sie den Prediger und ihre Kolleginnen und Kollegen dort ziemlich häufig mit ihren kritischen Fragen behellige. Aber sie sei nun mal so, dass sie den Sachen gerne auf den Grund gehe.
Am letzten Sonntag sei sie nun aber nach dem Gottesdienst vom Prediger zu einem Gespräch eingeladen worden. Dort habe der Prediger ihr sehr freundlich erklärt, dass in ihrer Freikirche für sie kein Platz sei. Wer so viele Dinge immer wieder hinterfrage, störe den Glaubensbetrieb.
Die junge Frau versteht die Welt nicht mehr. Sie vermisst ihre Kolleginnen und Kollegen dort, die wunderbaren Lieder, die in den Gottesdiensten und bei den Bibelarbeiten gesungen wurden. Warum könne sie nicht bleiben, auch wenn sie halt noch etwas mehr auf der Suche sei als die Übrigen?
Ich erzähle ihr diese Geschichte:
Ein Eremit sass meditierend in der Einsamkeit. Da huschte eine Maus herbei und knabberte an seiner Sandale. Verärgert öffnete der Eremit die Augen und sagte: "Warum störst du meine Meditation?“ "Weil ich Hunger habe", antwortete die Maus. "Geh weg, du dumme Maus", sagte der Eremit, "ich suche gerade die Einheit mit Gott, wie kannst du mich dabei stören!“ "Wie willst Du eins sein mit Gott", sagte die Maus, "wenn du nicht einmal einig wirst mit mir".
Die junge Frau meint: "Genau so eine graue kleine Maus bin ich! Warum nur haben sie so viel Angst vor mir?"
Mit freundlichen Grüssen