Weg-Wort vom 5. Januar 2012
Ich schaue in den Spiegel
Jeden Morgen schaut er in den Spiegel, lacht sich an und sagt ganz
zufrieden: "Ich weiss, Du bist ein Schlitzohr, aber ich mag Dich ungemein."
Als der Mann am 31. Dezember die Bahnhofkirche verliess, schenkte er mir
dieses Wort. Ich habe ihn natürlich gefragt, ob ich es verwenden dürfe. Er
sagte: "Ja, ich schenke es Ihnen."
Ist das nicht ein guter Anfang für die ersten Tage im Jahr? Es ist ein guter
Anfang für jeden Tag in unserm Leben. Ein Schlitzohr zu sein ist nicht das
Gleiche, wie mit gespaltener Zunge zu reden.
Sich selber als Schlitzohr zu sehen, spricht von einer guten Portion Humor,
von genügend Distanz zu sich selber und Selbstkritik.
Was wir auch immer von uns selbst halten, müssen wir mit uns und Gott
ausmachen. Aber letztlich entscheidend ist, dass wir uns selber mögen. Jeden
Morgen zu sagen: "Du, ich mag Dich.", ist ein Start in den Tag, den ich
jedem gönne.
Das heisst nicht, dass wir alles gutheissen, was wir tun, oder was wir
lassen. Es heisst aber, dass wir auch für uns selbst offen sind. Wir
verweigern uns die Liebe nicht.
Es ist der Startschuss dafür, mit einem guten Gefühl den Tag zu beginnen.
Es ist der Startschuss für tätige Nächstenliebe. Wie will ich sonst meinen
Nächsten, wie mich selbst lieben, wenn ich gar nichts davon weiss.
Darum schenken Sie sich ein Lächeln, wenn Sie sich im Spiegel betrachten:
"Vielleicht bist Du ein Schlitzohr, aber mögen tue ich Dich allemal."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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