Weg-Wort vom 26. März 2008
Wo unser Herz brennt
Wenn es uns nicht gut geht, ist unser Blick oft eingeengt. Wir nehmen fast
nur noch das wahr, was unser Nicht-gut-gehen betrifft. Wir sind dann in
Gefahr, uns selbst darin zu bestärken, wie schlecht es uns geht.
In solchen Situationen ist es hilfreich, wenn uns jemand die Augen öffnet,
den Blick wieder weitet. Von einem solchen Augen öffnen berichtet die
biblische Erzählung von den Emmausjüngern (Lk 24,13-35):
Geschockt von der Kreuzigung Jesu gingen zwei seiner Jünger erregt und
traurig von Jerusalem nach Emmaus. Sie waren enttäuscht, niedergeschlagen
und ohne Hoffnung.
Auf dem Weg kamen sie ins Gespräch mit einem Mann, der ihnen ihre traurige
Erfahrung auf dem Hintergrund der heiligen Schriften deutete. Aber erst als
sie mit ihm zu Tische sassen und er das Brot brach, gingen ihnen die Augen
auf und sie erkannten ihn Jesus, den Auferstandenen. Im Nachhinein
erinnerten sie sich: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete?
Im Nachhinein sind wir oftmals klüger. Das kennen wir gut! Wenn wir zu sehr
fixiert sind auf uns selbst, ist unser Blick eingeengt und getrübt. Dann
kann es geschehen, dass wir vieles und manchmal sogar Entscheidendes einfach
nicht wahrnehmen. Wir sehen die Möglichkeiten nicht, die sich uns anbieten.
Wir erkennen nicht, was uns Ostererfahrung sein könnte.
Die Frage der Emmausjünger kann uns in solchen Situationen die Augen öffnen:
Wo brennt unser Herz? In welchen Begegnungen und mit welchen Menschen? In
welchen Momenten des Alltags? Bei welchen Geschichten? In welcher Umgebung?
Bei welchen Visionen und Vorhaben?
Diese Fragen leiten uns in unsere eigene Mitte. Sie helfen uns, den
Möglichkeiten und dem Hoffnungspotential unseres Lebens auf die Spur zu
kommen. Sie öffnen den verengten Blick für die Weite neuer Horizonte. Sie
wecken brachliegendes Leben in uns und lassen uns aufstehen zu vielleicht
neuen, uns berührenden Begegnungen zu neuem Leben aus der Kraft der
österlichen Erfahrung.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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