Menschlichkeit
Ein Fünfzigjähriger wettert bei mir in der Seelsorge: "Also diese fremden Menschen, die in unser Land kommen. Das ist ja nicht zum Aushalten! Die wollen nur auf unsere Kosten leben! Die plündern einfach unsere Steuergelder. Und dann bringen sie noch andere Religionen mit, missionieren unter uns - und unser Land geht so richtig den Bach ab! Es gibt eindeutig zu viele Menschen bei uns!"
Es wäre vermessen und unehrlich, wenn ich sagen würde, dass mir die Zuwanderung in unser Land keine Sorgen macht. Aber so wie dieser Mann mag ich nicht reden. Da ist mir doch viel wichtiger, darauf zu achten, dass wir gute Strukturen für diese Menschen anbieten, die ihnen helfen, unsere Sprache und Kultur zu lernen, sich auf eine gute Weise zu integrieren. Auch müssen sie verstehen lernen, dass nur eigener Hände Arbeit sie weiterbringt. Unser Gemeinwesen ist keine Tankstelle, sondern lebt von solidarischem Tun.
Stanislaw Jerzy Lec schreibt:
"Es
gibt zu viele Menschen? Ich fürchte, sie werden seltener."
Darauf müssen wir also achten. In Zeiten, die uns viel Veränderung und Herausforderung abverlangen, in solchen Zeiten dürfen wir unsere Menschlichkeit nicht verlieren! Nur mit gelebter Menschlichkeit können wir Menschen aus der Fremde für unsere Art des Lebens gewinnen und sie integrieren.
Und wo wir auf diese gelebte Menschlichkeit verzichten, werden wir zu Karikaturen unserer selbst. Da laden wir dazu ein, dass unsere erarbeiteten Möglichkeiten und schweizerischen Errungenschaften ausgenutzt und missbraucht werden. Und das wollen wir auf keinen Fall!
Mit freundlichen Grüssen