Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 28. November 2019
Krippe aus dem Unort
Am Sonntag beginnt der Advent. Weihnachten naht. Deshalb steht auch wieder eine Krippe in unserem Raum der Stille. Sie wurde uns aus der Privatsammlung von Alois und Beatrice Zimmermann-Gehrig zur Verfügung gestellt.
Es ist eine ausserordentliche Krippe. Sie kommt aus Auschwitz.
Ja, Auschwitz. Dieser Unort der Massenvernichtung, dieser Ort «jenseits der Tränen» (George Tabori).
1945, als die Alliierten das Konzentrationslager befreiten, begann der Künstler Jan Staszak, damals noch als Jugendlicher, mit seinem Taschenmesser Holzfiguren zu schnitzen. Als Material verwendete er Holzresten – auch angesengte - aus dem zerstörten Lager.
Mit diesen Arbeiten versuchte er, die schrecklichen Erlebnisse des Krieges zu verarbeiten.
Aber warum schnitzte Staszak ausgerechnet Krippenfiguren? Warum etwas so Heiliges? Warum gerade Maria, Joseph und das Jesuskind in dieser menschen- gemachten Hölle?
Was soll das?
Vielleicht, weil das wohl überhaupt die Frage im Advent und an Weihnachten ist?
«Gott, du bist Mensch geworden, in Jesus von Nazareth. Du hast dich in unsere selbst gemachten Höllen begeben.
Was soll das?»
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Auschwitz-Krippe, Jan Staszak
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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