Weg-Wort vom 27. Januar 2009
Glaube befreit zum Leben
Der Glaube ist nicht weltfremd, wie ihm immer wieder unterstellt wird. Im
Gegenteil. Wahrer Glaube ruft uns ins Leben hinaus. Er lädt uns ein, am
Weltgeschehen teilzunehmen und es mitzugestalten. Das kommt deutlich zum
Ausdruck im Neuen Glaubensbuch, herausgegeben von J.Feiner / L.Vischer:
Der Glaubende hat eine tiefere Freiheit, als soziale und politische
Befreiung zu geben vermögen. Sie ist, als erstes, Freiheit von dem Druck,
den Sinn des eigenen Lebens selber gewährleisten zu müssen.
Nicht als ob der Glaubende aus der Pflicht entlassen wäre, Sinn zu stiften
auf allen Ebenen
Nicht als ob nicht auch der Sinn des persönlichen Lebens
und des Lebens der ganzen Menschheit davon abhinge, ob solche Sinnstiftung
geschieht und gelingt.
Aber es ist etwas anderes, ob ich die Aufgabe solcher Sinnstiftung anpacke
aus dem Bewusstsein, dass das die einzige Chance ist, ein wenig Sinn in eine
sinnlose Welt, ein wenig Hoffnung in eine hoffnungslose Menschheit
hineinzubringen, oder ob ich mich an die Sinnstiftung mache, weil ich weiss,
dass dieser Sinn schon gestiftet ist und meine Sinnstiftung ihn nur konkret
und fassbar werden lässt
Wir können, was gemeint ist, auch mit einem anderen Wort ausdrücken
:
Gelassenheit. Der Gelassene ist nicht reserviert, er baut keinen Schutzwall
gegen das Leben um sich, er hält sich die Welt und die Menschen nicht vom
Leib.
Er vertraut sich dem Geschehen an, wirft sich geradezu ins Gewühl der
geschichtlichen Aufgaben, weil er durch seinen Glauben weiss: Er darf das,
er muss nicht fürchten, sich zu verlieren, denn Gott ist ihm überall nahe,
an den grossartigen und ebenso an den unheimlichen Orten der Welt und der
Geschichte.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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