Weg-Wort vom 21. März 2013
Endlich
Über drei Monate ist es her, seit ich durch Unfall und Operationen aus
meinem normalen Arbeitsalltag und Lebensrhythmus herausgerissen wurde. Die
Zeit der Genesung begann: Ja. Eine Zeit der Umbesinnung? Das ist viel
schwieriger zu beantworten. Nur schnell noch etwas erledigen, lag allemal
drin. Liegt es heute auch noch drin? Darf ich meinen Körper und meine Seele
weiterhin so brauchen als wäre nichts geschehen. Was ich als normal
beurteilt habe, war letztlich Ausbeutung.
Wie viele Menschen in meiner Umgebung, die mir zugetan sind, deuten, was mir
widerfahren ist, als massiven Fingerzeig Gottes, nicht mehr nur als kleinen
Schlag auf den Hinterkopf: Heb der ändlich Sorg!.
Wenn das nur nicht so schwierig wäre: Sich selber Sorge tragen. Wie oft habe
ich diese Bitte andern gegenüber geäussert, manchmal als Flehen oder dann
fast wie ein Befehl: Dem, der du bist, Sorge tragen. Ja, wenn es so einfach
wäre. Es geht dabei nicht darum, sich über die Massen zu hätscheln,
gleichsam nur noch sich zu sehen und wie Narziss selbstverliebt das eigene
Spiegelbild zu bewundern. Es ist kein Narzissmus: Sich sehen, sich selber
anschauen. Es ist kein Egoismus: Sich selber sein und zu sich Sorge tragen.
Es sind einfach Worte, die zu nichts anderem als zu einer Art Bekehrung
führen. Umkehren soll ich, ausbrechen aus längst eingefahrenen Mustern,
Neues lernen und Neues entdecken: Mich nämlich.
Im Lukasevangelium fragt ein Gesetzeslehrer, was zu tun sei, um das ewige
Leben zu erben: Jesus lässt mit dem berühmten Satz antworten: Du sollst den
Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen
Seele und mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen
Nächsten wie dich selbst.
Mich entdecken als den, der Gott, den Nächsten liebt und dabei sich selbst
nicht vernachlässigt. Da wartet noch eine "Heiden-Arbeit" auf mich aber
eine spannende. Ich freu mich drauf zu lernen, mir endlich Sorge zu tragen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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