Weg-Wort vom 5. Oktober 2009
Drei Schiffchen
Deine väterliche Fürsorge aber steuert es. Denn du hast alles so
eingerichtet, daß das Schiff im Meer seinen Weg findet und sicher durch die
Wogen getragen wird. (Weish 14,3)
Was wir an uns nicht mögen, was uns schwerfällt und wir loslassen möchten,
das haben wir dem Papier anvertraut. Der sonnige Herbst hatte die Gruppe aus
dem Schulzimmer an den Lieblingsplatz einer Konfirmandin ans nahe Flussufer
gelockt. So hielten wir den Unterricht auf den warmen Stufen, die ins Wasser
führten. Da sitzend, notierten die jungen Frauen ihre Gedanken über wer sie
sind und was sie sein könnten.
Aus dem Blatt, beschrieben mit dem, was ihnen nicht gefällt und sie
belastet, falteten sie Schiffchen. Zusammen schickten sie diese miteinander
auf den Weg. Was sie bereit waren los zu lassen, sollte der Fluss
forttragen.
Die Strömung zog die drei Schiffchen auf gleicher Bahn gegen das Schilf
weiter unten am Ufer. Dort verfingen sie sich und drehten leise. Das erste
befreite sich selbst, zog in die Flussmitte und tanzte davon. Das zweite
konnten wir gemeinsam mit einem Schilfrohr anstossen. Das dritte Schiffchen
widerstand unsern Bemühungen; es kippte und ging unter. Dort erfasste es
eine tiefere Strömung. Es tauchte noch einmal auf und zog durchnässt und
schwer noch etwas weiter.
Was als leichtes Spiel am Wasser gedacht war, stimmte uns nachdenklich. Die
drei Schifflein waren gleich gross und wurden zusammen aufs Wasser gesetzt.
Alle wurden auf der gleichen Bahn ins Schilf getrieben. Aber ein Schifflein
kam nicht wieder in Fahrt. Vielleicht war es überladen worden und der
grossen Sorgenlast nicht gewachsen.
Manchmal bedrücken uns viele Sorgen und Nöte auf einmal. Diese haben sich
meist über längere Zeit angestaut. Auch wenn wir dies wünschten, wir können
sie nicht alle auf einmal los werden. Bitten wir um Gottes Hilfe und lösen
ein Problem nach dem andern, dann laden wir jedes auf ein eigenes
Schiffchen. So finden dann manche zügig in die Mitte des Lebensflusses und
gleiten rasch davon.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Iris Daus
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