Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 18. März 2019
Puzzle
Wann haben Sie zuletzt ein Puzzle gemacht?
Bei uns in der Familie ist gerade das Puzzle-Fieber ausgebrochen. Ich machte schon immer gerne Puzzle, Zeit und Platz haben jedoch meine Tätigkeit etwas eingeschränkt. Meine Nichte ist mit Ihrem Mann gerade dabei, ein Puzzle von 9'000 Teilen zusammen-zusetzen. Das braucht viel Geduld. Sie haben im Dachstock einen Tisch und die Möglichkeit, alles liegen und stehen zu lassen. So können sie jederzeit dran weiterarbeiten.
Was ist so faszinierend am Puzzlen? Für mich ist es das Schulen des Auges für Formen und Farben. Stellen Sie sich vor, den blauen Himmel über Zürich zusammenzusetzen. Jede Nuance von Blau kommt da vor.
Für mich ist es aber auch eine meditative Tätigkeit. Ich konzentriere mich so sehr, dass ich auch mal die Zeit vergesse. Und natürlich das Erfolgserlebnis. Am Ende ergibt sich ein Bild. Etwas wird sichtbar. Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, auch wenn ich das Puzzle dann wieder zerstöre und in die Schachtel verpacke.
Ich habe gelesen, dass es tibetische Mönche gibt, die mit farbigen Kieselsteinen ein riesiges Mosaik machen. Auf dem Boden kniend platzieren sie mit Röhrchen Steinchen um Steinchen. Eine mühsame Präzisionsarbeit.
Wenn das Kunstwerk beendet ist, wischen die Mönche in einem feierlichen Ritual die Steinchen zusammen und übergeben diese dem Fluss.
Faszinierend! Konzentration! Meditation! Ein Werk vollbringen! Und loslassen!
Schritte, die wir immer und überall im Leben lernen und anwenden können – nicht nur beim Puzzlen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

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