Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 12. August 2014
Ich war fremd und ihr?
Es ist August. Das Wetter trägt zur Ferienstimmung bei. Die Lust, in den Urlaub zu fahren,
wächst - einfach wegfahren, den Alltag hinter sich lassen, hinein in eine andere Welt, den
Tapetenwechsel geniessen, sich verwöhnen und nach einiger Zeit wieder frisch und munter
heimkommen und den Alltag mit neuen Kräften meistern. So oder so ähnlich könnte unsereins
denken. Optimale Bedingungen.
Doch gibt es genug Menschen auf unserem Planeten, die ihre Heimat aus anderen Gründen
hinter sich lassen. Nicht weil sie die Urlaubslust packt, sondern weil sie in ihrem Land
für sich keine Perspektive mehr sehen. Weil Leben unter Krieg, Gewalt und Armut schier
unmöglich ist - sie werden verfolgt, diskriminiert und sogar getötet. Menschenrechte
finden keine Beachtung. Ist es da nicht allzu verständlich und nachvollziehbar, dass ein
Mensch solchen lebensverachtenden Umständen den Rücken zukehren möchte, auch wenn er
Familie, Freunde, sein vertrautes Umfeld, ja, seine Heimat zurücklassen muss? Dass die
Flucht nicht unbedingt gut ausgeht, zeigen die Nachrichten von Flüchtlingen, die ums Leben
kommen oder nach den Strapazen der Flucht wieder zurück in ihr Land geschickt werden.
Flüchtlinge gibt es schon seit Menschengedenken. Auch unsere Glaubensvor-fahren mussten
gezwungenermassen aufbrechen: Abraham, der wegen einer Hungersnot nach Ägypten flieht.
Auch Naomi verlässt ihre Heimat und sucht im Land Moab Zuflucht. Jesus von Nazareth
entkommt nur knapp mit dem Leben, weil er mit seinen Eltern nach Ägypten flieht. Ja, und
auch die ersten Christen waren "Fremde" (vgl. 1Petr 1,1).
Die Medien berichten immer wieder von Flüchtlingsströmen aus Krisenregionen dieser,
unserer Welt. Sie zeigen die Überforderung der Ankunftsländer und üben Kritik an den
Missständen in den Unterkünften für Asylbewerber. Sicherlich, es ist schwierig, an den
miserablen Zuständen mancher Länder etwas zu ändern.
Aber was wir tun können: Diesen Menschen mit offenen Armen und Herzen zu begegnen und sie
mit Würde zu behandeln - ihnen ein Gefühl des Willkommens entgegenbringen. Vor der oder
dem "Fremden" muss man keine Angst haben. Sagt nicht auch Jesus im
Matthäusevangelium "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen." (Mt 25,35)?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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