Weg-Wort vom 14. Juni 2006
Das Warten wird unerträglich (Psalm 13)
Beten Sie für meine Tochter! Sie kämpft mit dem Tod. Ich weiss nicht mehr
weiter. Mit diesem Anliegen ist der Vater zu mir gekommen. Und er hat mir
die Geschichte erzählt. Seit Jahren kämpft die Tochter gegen ihre Leukämie.
Aber jetzt, jetzt kann sie nicht mehr.
Die Mutter hält es gar nicht mehr aus. Sie hat sich völlig zurückgezogen,
weg von der Tochter, den anderen Kindern, dem Mann, weg von sich selber. Sie
hat sich so eingegraben, dass sie jetzt in einer psychiatrischen Einrichtung
betreut werden muss.
Und der Vater geht zur Tochter, schaut den Geschwistern, geht seiner Arbeit
nach, kämpft sich irgendwie von Minute zu Stunde, von Stunde zu Tag. Und
jetzt sitzt er da, ein Häuflein Elend, und kann kaum mehr weiter. Und
natürlich bete ich mit ihm. Und ich lese ihm den 13. Psalm vor:
Willst du mich denn für immer vergessen, Herr? Wie lange wirst du dich vor
mir verstecken? Wie lange sollen mich meine Sorgen quälen? Soll der tägliche
Kummer mich zerfressen? Bis wann dürfen die Feinde über mich herziehen? Sieh
doch, antworte mir, Herr, mein Gott. Mach es hell vor meinen Augen, dass ich
nicht in den Tod hinüberdämmere. Sonst sagt mein Feind: Ich habe ihn
fertiggemacht; und meine Bedränger jubeln über meinen Fall. Ich verlasse
mich auf deine Treue. Ich will über deine Hilfe frohlocken. Ich will dem
Herrn singen, denn er hat mir wohlgetan. (Ps 13.2-6)
Dann schaut er mich an und wiederholt die letzten beiden Sätze: Ich will
über deine Hilfe frohlocken. Ich will dem Herrn singen, denn er hat mir
wohlgetan. (Ps 13.6b und c)
Und dann sagt er: Danke! Das hat mir jetzt gut getan! Ich bleibe
zuversichtlich!
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