Weg-Wort vom21. September
"Verdammt kurz",
sagte die über 90-jährige Dame, als ich sie nach einem stündigen Besuch
verliess. Wir mussten beide lachen.
Es war auch das erste Mal, dass ich sie so reden hörte. Eigentlich gehören
solche "Kraftausdücke" nicht zu ihrem Standardrepertoire. Aber ich freute
mich über die spontane Reaktion meines Gegenübers: Wes des Herz voll ist,
des läuft der Mund über.
Wir haben geredet, gelacht, Probleme gewälzt und Lösungen gesucht. Die
Stunde war schnell vorbei und das Gespräch hat gut getan. Eine Oase inmitten
der Wüste.
Gespräche, Zeit haben für einander, tut so gut, dass wir es eigentlich öfter
tun sollten. Aber oft meinen wir halt, wir hätten keine Zeit, wir müssten
dies und jenes erledigen. Musse ade!
Gute Gespräche sind wie Oasen in unserem Alltag. Gespräche mit Menschen,
Gespräche mit Gott. Ich weiss nicht mehr, wer das gesagt hat, aber gut ist
der Satz ohnehin. Er ist gut als Gesagter, besser als Gehörter und am Besten
als Beherzigter: "Wenn ich einen arbeitsreichen Tag vor mir habe, dann bete
ich eine Stunde, wenn die Arbeit so lastet, dass ich kaum mehr atmen kann,
dann bete ich zwei Stunden."
Wie sehr das Gebet entlastet, die Zeit, die wir damit verbringen, aufbaut
und stärkt, das spüren wir hier in der Bahnhofkirche Tag für Tag. Nicht nur
die seelsorgerischen Gespräche sind es, die klären und aufbauen, die Zeit in
der Kapelle ist wie eine Oase, an der unsere Seelen sich laben können.
Sie ist ein Symbol für das, was wir als Menschen brauchen: Gespräche
untereinander, aber auch mit Gott.
Entdecken Sie solche Oasen in Ihrem Leben, an denen Sie lagern können.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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