Weg-Wort vom 29. Dezember 2009
Augen für das Geheimnis des Lebens
Trotz Weihnachtsrummel und Geschenke-Stress sind Advent und Weihnachten eine
besondere Zeit. Die gesamte Gesellschaft funktioniert irgendwie anders. Sie
nimmt eine Art Auszeit. Sie tritt aus dem geschäftigen Jahres-Alltag hinaus,
nimmt Abstand zur Welt, hält inne, holt etwas Luft. Sie begeht gleichsam
einen festlichen Jahres-Sonntag.
In dieser Zeit spielt nicht das Geldverdienen die Hauptrolle wie in den
übrigen langen Monaten des Schuftens und Wirtschaftens. Jetzt stehen für
einmal Familie, Freunde, Festlichkeit, gutes Essen, Musik, Lesen,
Erinnerungen und Ähnliches im Vordergrund. An Heiligabend dann steht sogar
die Zeit wie still.
Weihnachten bringt uns dazu, zur Ruhe zu kommen, für einmal das Leben zu
feiern, mit allen Sinnen, aus dem Vollen zu schöpfen und mit anderen
fröhlich zu sein.
Haben Sie auch wieder die leuchtenden Kinderaugen gesehen unter dem
Weihnachtsbaum? Oder sich zumindest an das eigene Kindheitsstrahlen an
Weihnachten erinnert? An diese für Kinder märchenhafte Zeit? Kinderaugen
sehen ja mehr als nur die Lichter und die Geschenke. Sie nehmen den Zauber
von Weihnachten ganzheitlich wahr. Sie sehen gleichsam das Geheimnis von
Weihnachten.
Dieser Weihnachtsblick der Kinder ist derselbe Blick, mit dem wir zum
Beispiel das langsame Untergehen der Sonne am Horizont als schönes und
romantisches Erlebnis wahrnehmen. Es ist der Blick, der im geliebten
Menschen ein einzigartiges Wesen zu sehen vermag.
Es geschieht leider immer wieder, dass uns dieser Blick im geschäftigen
Jahres-Alltag abhanden kommt. An den strahlenden Kinderaugen zur
Weihnachtszeit aber können wir ihn wieder in Erinnerung rufen und ihn
schulen diesen lebendigen Blick auf das Leben, der das Geheimnis und den
Zauber eines jeden Dinges, eines jeden Menschen zu erahnen vermag.
Es ist der Blick, der in der Geschichte von der Geburt im Stall das
Geheimnis Gottes zu erkennen vermag, der in diese Welt gekommen und Mensch
geworden ist. Als einer von uns. Der alles mit uns teilt unseren
Jahres-Alltag wie die festlichen Zeiten, Freud und Leid, Versagen und
Gelingen. Der in allem mit uns ist. Der unsere Endlichkeit teilt und mit
trägt weil er uns unendlich liebt.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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