Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich

 

Weg-Wort vom 1. Juni 2021

 

Beachte die Ränder

 

Das Kunstwerk LAPIS SOLARIS der Künstlerin Nina Gamsachurdia, das aus Anlass unseres Jubiläums bis 25. August in der Bahnhofkapelle steht, besitzt einen vergoldeten Rand. Ihm gilt in diesem Weg-Wort die Aufmerksamkeit.

 

Goldene Einfassungen kennen wir in vielfacher Form. So werden wertvolle Edelsteine in Gold gefasst. In prunkvollen goldenen Rahmen präsentieren Museen die Kunstwerke alter Meister. Gold unterstreicht jeweils den Wert dessen, was es umrandet.

 

Was will der Goldrand des LAPIS SOLARIS herausheben? Wir sehen hier eine tiefblaue Fläche mit wenig Struktur und ohne gegenständliche Darstellung. Es erinnert an einen Nachthimmel oder an tiefes Wasser. Fordert das Werk dazu auf, der Tiefendimension in den Dingen Wertschätzung zu schenken?

 

„Beachte die Ränder!“ So lautet ein Grundsatz der Permakultur, einer nachhaltigen Weise des Landwirtschaftens im Einklang mit der Natur. Der Grundsatz meint Übergänge wie der vom Feld zum Wald oder vom Wasser zum Land. Solche Ränder sind aus ökologischer Sicht von Interesse. Dort treffen wir auf eine grössere Vielfalt und auf ungewöhnliche Kombinationen.

 

Auch im eigenen Leben und in der Gemeinschaft lohnt sich der genaue Blick auf Übergänge. Wo wir das wohlbekannte Terrain verlassen, wo Welten aufeinandertreffen, da ist Herausforderung und zugleich Entwicklung und Neues. Mich erinnert das Gold des LAPIS SOLARIS daran, die Ränder und Grenzen im eigenen Leben zu erkennen, zu erforschen, neugierig darüber hinaus zu schauen und sie vielleicht sogar zu erweitern.

 

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

 

LAPIS SOLARIS in der Bahnhofkapelle

 

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