Weg-Wort vom 3. Mai 2006
Ohne Gewalt (Psalm 2)
Im 2. Psalm heisst es: Weltherrscher rüsten zum Krieg. Würdenträger beraten
miteinander, wie sie den Herrn und seinen Gesalbten stürzen. Wir wollen
ihre Fesseln sprengen, wir wollen ihre Stricke abwerfen. Der aber im Himmel
sitzt, lacht sie aus; der Herr treibt seinen Spott mit ihnen. (Ps 2.2-4)
Ich weiss nicht, was diese Worte über den Grössenwahn des kleinen judäischen
Königs aus dem 6. Jahrhundert vor Christus bei Ihnen auslösen. Ich musste
unweigerlich an Amerika und den Irakkrieg denken. Zwar ist Amerika nach
eigenem Selbstverständnis nicht gegen den Herrn, sondern mit Vertrauen auf
Gott ausgezogen, um die Fesseln der irakischen Bevölkerung zu sprengen. Doch
das ändert nichts an der Haltung Gottes solchem Vorhaben gegenüber: Der
aber im Himmel sitzt, lacht sie aus; der Herr treibt seinen Spott mit ihnen.
Nein, mit Gewalt ist nichts Dauerhaftes zu erreichen! Ein mutiger Blick in
die Geschichte lässt da keine Zweifel zu. Und auch wenn alle Kritiker
mundtot gemacht werden, das Lachen bleibt und erinnert immer wieder an die
wahren Werte, die gelten. Roberto Benigni, der grossartige italienische
Schauspieler und Regisseur, hat es uns in den Tagen vor der italienischen
Parlamentswahl vorgemacht. Fiel der Name Berlusconi, hat er nur laut
gelacht.
Doch beim Lachen dürfen wir nicht stehen bleiben. Im 2. Psalm heisst es
weiter: Nun seid vernünftig, ihr gekrönten Häupter, nehmt Lehre an, ihr
Richter auf Erden. ... Wohl allen, die dem Herrn vertrauen! (Ps 2.10+12)
Wer Gott vertraut, geht in Liebe auf alle Menschen zu.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche