Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 29. Juni 2021
Schlüssel und Schwert
An Autoritäten scheiden sich die Geister. Manche Menschen sind froh um sie. Sie schenken Orientierung und entlasten von allzu viel Verantwortung. Andere fühlen sich durch Autoritäten herausgefordert. Sie provozieren einen Reflex des Widerstands und der
Rebellion. Sie scheinen Gefolgschaft zu verlangen und unser eigenes Urteilsvermögen zu ignorieren.
Das heutige Datum ist fest mit zwei der grössten Autoritäten der christlichen Kirchen verbunden, mit den beiden Aposteln Petrus und Paulus. Beide waren auf ihre Art prägend für die Entstehung des Christentums. Petrus gehörte zu den ersten Männern, die
von Jesus in die Nachfolge berufen wurden, war sozusagen der Sprecher der Jünger und soll nach der Schrift von Jesus selbst als Fels der Kirche eingesetzt worden sein. Paulus war der eifrige Missionar, der sich nicht scheute, die Botschaft Christi auf der ganzen
Welt zu verbreiten.
In Darstellungen erkennen wir Petrus an den Schlüsseln des Himmelreichs. Paulus hält ein Schwert, die Waffe seines Martyriums, der Enthauptung, und zugleich Symbol seines scharfen Verstands. Einmal hatten beide eine heftige Auseinandersetzung: Paulus musste
Petrus daran erinnern, dass Christ*innen mit heidnischem Hintergrund nicht Mitglieder zweiter Klasse sind.
Die beiden Heiligen sind mehr als Autoritäten. In ihrer Eigenart inspirieren sie uns als Vorbilder: Petrus war begeisterungsfähig und authentisch, damit fand er die Schlüssel zu den Herzen der Menschen. Petrus entwickelte die Gabe der messerscharfen Unterscheidung
und den Mut, sie überall einzusetzen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Foto von falco auf pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich