Weg-Wort vom 1. August 2011
Morgenrot
Kennen Sie die Worte aller 3 Strophen der Nationalhymne auswendig? Ich
nicht. Umso erstaunter war ich, als ich vor einem Jahr ältere Leute das
ganze Lied singen hörte. Und dies, ohne auf das Textblatt zu schauen, das
ich benötigte. Natürlich, die erste Zeile der ersten Strophe, die kennen wir
alle: "Trittst im Morgenrot daher." Mit was bringen Sie die Worte in
Verbindung? Bedeutet Ihnen die Nationalhymne etwas?
Morgenrot, das ist für mich ein schöner Tagesanfang. Das verspricht Neues,
Frisches. Ich liebe die Stimmung am Morgen, wenn alles langsam erwacht, wenn
alles in einem neuen Licht erscheint.
Und das Neue, Frische in unserem Land? Gibt es Neuaufbrüche, auf die wir
stolz sein können, und wie sollten diese Aufbrüche für Sie aussehen?
Als Schweizerinnen und Schweizer sind wir auch Weltenbürger. Das heisst,
dass wir auch am Nationalfeiertag nicht vergessen dürfen, dass "unsere Welt"
nicht an der Grenze der Schweiz endet. Es kann uns nicht egal sein, wenn in
Afrika eine Hungersnot herrscht, wenn Menschen und Länder ausgenützt und
ausgebeutet werden. Wir sind aufgefordert, uns für eine solidarische
Schweiz, für eine gerechtere Welt einzusetzen. Als Christinnen und Christen
muss es uns daran liegen, dass wir Gott nicht wie Kain antworten: "Bin ich
denn der Hüter meines Bruders?" Wir tragen Verantwortung auch für unsere
Geschwister, die nicht in der Schweiz leben und keinen Schweizer Pass
besitzen. Es muss uns am Herzen liegen, dass alle Menschen mit Respekt
behandelt werden, dass die Menschenrechte eingehalten werden, bei uns und in
der Welt. Die Demokratie gibt uns die Möglichkeit zur Mitsprache. Während in
vielen Ländern Menschen für das Recht der Mitsprache kämpfen, liegt bei uns
die Stimmbeteiligung unter 50%.
Der Nationalfeiertag lädt nicht nur dazu ein, dass wir stolze SchweizerInnen
sind sondern auch, dass wir mit Freude Weltenbürger und vor allem
Mitmenschen sind. Dann können wir freudig vom Morgenrot singen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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