Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 19. Mai 2018

Von der Liebe nicht lassen

Wie viel müssen wir im Leben lassen : Pläne scheitern lassen, Kinder und Freunde ziehen lassen, Kräfte abnehmen lassen, Sterbende gehen lassen.

Es ist hart, dieses immerwärende lassen. Ich werde nicht gefragt ob es mir passt oder nicht, ich kann nur einwilligen.

Die ersten Christinnen und Christen mussten auch viel lassen: Ihre Hoffnung auf das Reich Gottes wurde nicht so erfüllt, wie sie es sich erhofften. Der Messias kam – und starb. Nach der Auferstehung war er wieder unter ihnen, aber entschwand ein zweites Mal in den Himmel. Die junge Christengemeinde blieb zurück, aber verbitterte nicht. Das grenzt für mich an ein Wunder.

Wie schnell bin ich bereit, die Flinte ins Korn zu werfen, zu verzagen, zu hadern. Nicht so die ersten Christinnen und Christen: Sie verharrten im Gebet, sie gaben nicht auf – denn: sie wollten nicht von der Liebe lassen.

Ihre Erfahrungen mit Jesus dem Gekreuzigten, ihre Erfahrungen mit dem Auferstandenden Christus gruben sich so tief in ihre Herzen, dass sie von dieser Liebe nicht lassen konnten – und diese Liebe trug sie weiter durchs Leben.

Wenn ich von einem Menschen lassen muss bleiben mir die Momente der Liebe, die wir zusammen erlebt haben, wenn ich Lebenspläne lassen muss, ist da die Neugier auf das Neue, das sich hinter diesem Lassen verbirgt. Wenn Kräfte abnehmen und ich Sterbende gehen lassen muss sind da die Erinnerungen und das Vertrauen an die Macht in Beziehung. Von der Liebe nicht lassen, der Kraft der Liebe immer wieder neu trauen, Hoffen wider alle Hoffnung, das ist für mich die Zusammenfassung von Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten.

Mit freundlichen Grüssen

Ihre Bahnhofkirche

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