Weg-Wort vom 25. Juni 2010
Gott lässt mich nicht im Stich
Schmerzen können uns den Schlaf rauben. Sie quälen den Körper, und sie
ziehen quälende Fragen nach sich: Warum gerade ich? Ich hab doch schon
mehr als einmal auf die Zähne gebissen. Warum klappt es diesmal nicht? Was
bin ich denn noch wert, ich kann nicht mehr klar denken vor lauter
Schmerzen, kann nichts mehr leisten. Mein Glaube bekommt ein riesiges
Fragezeichen.
Erst mit der Zeit begriff ich: Vielleicht waren die Schmerzen ein Anruf
Gottes, bewusster und angemessener zu leben.
Vielleicht hatte ich das Mass überschritten, das zu mir passte. Ich hatte
die Warnsignale meines Körpers einfach ignoriert. Ich hatte
an mir vorbeigelebt. Die Schmerzen zeigten mir, dass es nicht einzig darum
gehen konnte, gesund zu sein und möglichst viel zu leisten. Sondern dass es
darum ging, dass ich mich öffne für Gott, in Gesundheit und Krankheit, wenn
ich stark und wenn ich schwach bin.
Der verstorbene Kabarettist Hanns Dieter Hüsch war ein engagierter Christ.
Das Buch der Psalmen hatte es ihm besonders angetan, weil Menschen
darin ihr ganzes Leben vor Gott bringen: ihre Hoffnung, ihre Verzweiflung
und ihren Glauben. Seine persönlichen Erfahrungen fasste er zusammen in dem
Satz: Gott lässt mich nicht im Stich. Auf einer solchen Erfahrung der
Gottesnähe beruhen auch seine folgenden Gedanken, die er August - Psalm
nannte:
Herr ich bin krank und trau mich nicht ans Licht. Mein Schmerz lässt mich
nicht glauben. Ich fluche von Kopf bis Fuss und meine Haut zerspringt.
Die Zeit frisst mein Gesicht. Mein Fuss ist lahm und meine Seele wund.
Lass mich zur Ruhe kommen, Herr. Gib mir die alte Mitte wieder, mein
Gleichgewicht. Ich überwinde jedes Drahtseil, von Turm zu Turm gespannt
Doch heute bin ich schwach und schwindlig. Komm, Herr, und leg mir Kühle
auf die Stirn. Hol mir den Schüttelfrost aus meinem Schädel. Ich sehe
schlecht und will gesunden. Du warst es, der mich immer heilte. Ich lieg zu
deinen Füssen und warte auf dein Wort.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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