Weg-Wort vom 23. August 2007
Was er sagt, ist unerträglich
Im Johannes-Evangelium wird im 6. Kapitel von einem grossen Zusammenlauf von
Menschen in Galiläa berichtet. 5000 sind gekommen. Sie haben Jesus erlebt
so nah wie noch nie. Haben ihn predigen gehört - mit grosser Autorität.
Haben miteinander gegessen und getrunken. Fünf Brote und zwei Fische. Und es
reichte für alle. Sie haben miteinander geteilt: Brot und Leben.
Doch dann sind die Fünftausend verschwunden. Jesus ist allein mit seinen
Freunden. Da melden viele von ihnen Widerspruch an gegen Jesu Worte. Was er
sagt, ist unerträglich (Joh 6,60). Wogegen lehnen sich selbst Jesu Freunde
auf? Was ist denn an Jesus so unerträglich? Warum löst er selber Konflikte
aus?
Indem Jesus sich als das lebendige Brot ausgibt, erhebt er den Anspruch, die
vom Himmel gekommene Lebensgabe Gottes zu sein. In ihm sollen die Menschen
Gott sehen können. Für die Menschen ist aber Jesu Erscheinen so anders als
ihre Vorstellung von Gott. In Jesus steht Gott nicht nur erhaben über allem,
sondern wird sichtbar, spürbar, begrenzt und hinfällig wie wir Menschen es
selber sind. In einem Kind, einem Stück Brot, in einem Wort, in einem
Menschen, zuletzt im Kreuz soll der starke, allmächtige Schöpfer des Himmels
und der Erde sichtbar sein. Das ist unverständlich.
Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes, das Eingehen Gottes in die
materielle Welt ist das eigentliche Ärgernis damals wie heute. Spüren wir
dieses Ärgernis noch? Oder haben wir uns längst daran gewöhnt, Gott aus den
sogenannt materiellen Bedürfnissen herauszuhalten und ihn in die reine
Sphäre des Geistes, des Geistlichen zu verbannen?
Jesus stellte damals seine engsten Freunde vor die Entscheidung: Wollt auch
ihr gehen? (Joh 6,67). Seine Frage an uns könnte lauten: Aus welchen
Bereichen eures Lebens schliesst ihr mich aus? Seid ihr bereit, mir in allen
Bereichen eures Lebens ein Mitspracherecht zu geben? Werden wir ihm
zustimmen oder auch sagen: Was er sagt, ist unerträglich?
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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