Weg-Wort vom 6. Juli 2009
Unter Menschen
Täglich begegnen wir unzähligen Menschen unterwegs, beim Einkaufen, bei
der Arbeit, in der Freizeit. Die meisten nehmen wir nur flüchtig wahr.
Einige fallen uns durch irgendeine Besonderheit auf. Mit anderen kommen wir
in einen kurzen Kontakt. Und ein kleiner Teil ist uns bekannt und vertraut.
Der belgische Theologe Phil Bosmans beschreibt im Folgenden, was es für ihn
bedeutet, unter Menschen zu sein:
Menschen faszinieren mich, je länger, je mehr. Menschen sind jeden Tag ein
Abenteuer, wenn man sie mit Sympathie zu nehmen weiss. Wenn man zu staunen
vermag, nicht nur über den Leib, den man sehen und berühren kann, sondern
vor allem über das unergründliche Geheimnis, das dir in einer so wunderbaren
Verpackung ganz nahe kommt und gleichzeitig unendlich fern und unerreichbar
bleibt.
Sicher, es gibt Menschen mit gläsernen Gesichtern, hinter denen alles leer
scheint, und Menschen ohne Gesicht, die an dir vorbeihasten, als ob eine
unsichtbare Macht sie magnetisch anziehen würde, die ihnen keine Ruhe lässt.
Ich verstehe die Menschen nicht
Und habe sie doch gern. Ich kann nicht auf
sie verzichten. Auf die Menschen, die mich nötig haben, und auf die
Menschen, die ich nötig habe.
Menschen mit fragenden Augen, mit gespannten Gesichtern. Menschen, die
leiden, die verbittert und verzweifelt sind. Menschen, unfähig, an
irgendetwas Freude zu haben. Ich versuche, sie aus dem selbst gemachten
Gefängnis zu befreien.
Und dann gibt es noch die Menschen, die dich zum Nachdenken und zum Lachen
bringen, Menschen, die froh sind, dich zu sehen und dir das auch sagen.
Viele gute, einfache Menschen mit einem verborgenen, unbegreiflichen
Reichtum in ihrem Herzen.
Es ist so oft ein Fest, unter Menschen zu sein.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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