Weg-Wort vom 30. November 2010
Wir werden erwartet
In einer langwierigen Schlange stehen und warten, bis ich endlich dran
komme, ist meine Sache nicht. Auf das Unvermeidliche warten, wie zum
Beispiel beim Zahnarzt, wo mir eine Wurzelbehandlung bevorsteht, ist für
mich ganz anders. Da kann ich meine Gedanken und Gefühle wahrnehmen und mich
mit meiner Unsicherheit, meinen Ängsten und Fragen auseinandersetzen wie
auch mit meiner Zuversicht und dem Vertrauen ins Leben.
Wir aber leben aus der Kraft des heiligen Geistes und setzen alles auf
Glauben und Vertrauen, und so erwarten wir das Ziel, auf das wir hoffen
dürfen (Gal 5,5).
Wir glauben, dass unser irdisches Leben nicht alles ist. Dass es etwas gibt,
was uns und die ganze Welt übersteigt, das grösser ist als alles, das wir
nur erahnen und nicht in Worte fassen können. Wir leben christlich gesehen
in der ständigen Erwartung Gottes.
Der Advent ist die Zeit, die uns an diese Erwartungshaltung erinnern soll.
An die Erwartung der Ankunft Gottes mitten unter uns Menschen. Dabei ist das
biblische Verständnis von Warten kein Dasitzen und Daumen drehen sondern
vielmehr ein aktives Warten. Ein Warten, das immer schon um die Gegenwart
Gottes mitten unter uns weiss und gleichzeitig ihre Vollendung für uns und
die Welt erwartet.
Ein Warten also, das uns mit allen unseren Sinnen ganz im Hier und Jetzt
leben lässt. Wir in diesem Gegenwärtigsein aber zugleich stets ausgerichtet
sind auf den, der da kommen soll. Auch das Gleichnis vom anvertrauten Geld
(Mt 25,14-30) legt uns nahe, unsere Talente nicht zu vergraben und einfach
zu warten. Wir sollen vielmehr mit unseren Fähigkeiten das Bestmögliche tun
und sie vermehren nach bestem Wissen und Gewissen und im Sinn und Geist
Jesu.
Advent bedeutet aber auch, dass nicht nur wir auf das Kommen Gottes warten.
Gott wartet auch auf uns. Wir werden erwartet! Jetzt und zu jeder Zeit.
Wir sind eingeladen, uns als Erwartete erwünscht und wertvoll zu fühlen.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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