Weg-Wort vom 2. Oktober 2008
Rückzug in die Einsamkeit
Und als Jesus die Leute entlassen hatte, stieg er auf den Berg, um
ungestört zu beten. Am Abend war er allein dort. (Matth. 14,23)
Jesus schickte seine Jünger fort. Sie sollten im Boot über den See fahren
und ihn alleine zurück lassen. Zuvor hatte er zu fünftausend Menschen
gepredigt und alle waren durch ihn auf wundersame Weise verpflegt worden.
Die paar Fische und das Brot hatten sich vermehrt und so waren allesamt satt
geworden. Die Menschen wünschten sich nun, dass Jesus sie anführe im Kampf
für ein besseres Leben. Er solle ihr König werden - bei dem es immer
genügend zu essen geben würde.
Doch anstatt Weinamphoren zu öffnen und mit den Jüngern diesen Erfolg zu
feiern, zog Jesus sich in die Einsamkeit zurück. Er wollte nachdenken,
beten, auf Gott hören - er brauchte Zeit mit sich. Er wusste, was die
Menschen von ihm wollten. Das war für ihn eine schmeichelhafte Verführung
und grosse Versuchung zugleich.
Jesus aber hatte sich für Gott entschieden. Er wollte sich darum klar werden
über den Willen Gottes für sein Leben. Dafür zog er sich auf den Berg
zurück.
Ein abgeschiedener Ort an dem man ungestört sein kann, begünstigt das
Gespräch mit Gott. Das Schweigen und Hören ist dort leichter. Der Ort des
Rückzugs kann so auch zu einem persönlichen Ort der Kraft werden.
Dorthin kann man sich dann auch in Gedanken zurückziehen, sei für das Gebet
im Alltag oder wenn einem sonst alles zu viel wird. Der Ort reist in unserem
Herzen mit. Er ist dann immer erreichbar, wenn wir die Ruhe bei Gott suchen.
Einsamkeit wird so zu einem Ort der guten Begegnung einer Quelle der
Kraft - vor ihr braucht man sich nicht zu fürchten.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche