Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 17. Dezember 2020
Gerechtigkeit und Solidarität
Die Propheten der Heiligen Schrift waren mehr als Zukunftsdeuter. Als Boten Gottes ermutigten sie das Volk in schwierigen Zeiten, machten immer wieder auf Missstände aufmerksam
und ermahnten zu sozialer Gerechtigkeit und Solidarität. „Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit spriessen.“ So flehte Jesaja, dass Gott selbst durch die
Naturkräfte Recht und Gerechtigkeit schaffen solle. Damit wollte der Prophet dem Volk Israel in den schwierigen Zeiten des Exils Mut zusprechen.
Die prophetische Hoffnung auf einen gerechten Vorsteher des Volkes wurde später von den Christen auf die Menschwerdung Gottes in Jesus bezogen und gedeutet. Der Ruf des Jesaja
hat mit den sogenannten Rorate-Gottesdiensten einen Niederschlag in der Advents-Tradition gefunden: Noch vor Sonnenaufgang versammeln sich die Gläubigen, um die Ankunft des Gottessohnes mit Liedern und Gebeten herbeizusehnen.
Der Ruf nach Gerechtigkeit und Solidarität verstummt in unserer Zeit nicht. Eine Mehrheit der Kantone wollte nicht, dass Schweizer Konzerne auch für ihre Verfehlungen im Ausland
belangt werden können. Massnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie bedrohen die Existenzgrundlage von immer mehr Menschen.
Weihnachten im christlichen Sinn ist ein prophetisches Fest. Es hat mit der Gerechtigkeit und mit der Solidarität zu tun, die wir nicht einfach anderen überlassen können. Dass
Jesus damals in Betlehem geboren wurde, bleibt bedeutungslos, wenn er nicht in unserer Zeit in den Herzen der Menschen wieder geboren wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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