Weg-Wort vom 19. März 2013
Seppitag
In der katholischen Innerschweiz aufgewachsen, gehört es für mich zur
Gewohnheit, heute frei zu haben. Als Kind dachte ich, das sei ein Feiertag
speziell für meine Grossmutter, die Josy (Josefina) hiess. Das war für mich
klar, weil der 19. März ihr gehörte. Wir besuchten Oma oder telefonierten
mindestens mit ihr. Namenstage gingen in unserer Familie grundsätzlich nicht
vergessen.
Heute wird also der Gedenktag des heiligen Josef gefeiert. Als Zimmermann
ist er der Patron der Arbeiter, besonders der Handwerker. Als Ehemann Marias
ist er auch Schutzpatron der Ehe.
Josef spielt nur eine bescheidene Rolle in der Bibel. Er fristet eine Art
Schattendasein, kein einziges Wort ist von ihm überliefert. Auch von seinem
Tod wird nichts berichtet. Er zeichnet sich damit aus, dass er die
Anweisungen, die er im Traum von Engeln erhält, befolgt.
In der Geschichte der Kirche wurde Josef einerseits immer älter und
unattraktiver dargestellt, anderseits immer frömmer. Er wurde vom breiten
Volk verehrt, von den Bettelorden buchstäblich in den Himmel erhoben, und in
der Folge schien ihm auch jeder Papst noch ein wenig mehr Ehre zu erweisen.
Was fasziniert an Josef? Vielleicht, dass so wenig von ihm überliefert ist.
Kein Gebet, keine frommen Worte sind von ihm festgehalten, obwohl wir
durchaus davon ausgehen können, dass er ein frommer Jude war. Träume waren
ihm wichtig, Träume, die ihn zum Handeln bewegten, zu lebensrettenden Taten.
Das ermutigt mich, zu träumen. Das mahnt mich zur Bescheidenheit. Das
bekräftigt mich im Handeln.
Meine Grossmutter trug ihren Namen nicht umsonst. "Nomen est omen", einmal
mehr. Ich denke heute ganz besonders an sie!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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