Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 21. Oktober 2021
Unverborgen
Die letzten Dinge wecken Neugier, all das, was nach dem Tod und am Ende der Zeiten kommen wird. Religionen formulierten durch die Epochen hindurch verschiedene
Antworten, woraus Mensch ihre eigenen Überzeugungen entwickeln. Das Weg-Wort vor einer Woche gab Denkimpulse zum Thema Hölle. Zu den letzten Dingen gehören auch Vorstellungen über ein letztes Gericht. Da mag die Erzählung der Wiederkunft des Menschensohnes
im Matthäusevangelium in den Sinn kommen. Der himmlische König teilt die ganze Menschheit auf und richtet sie nach dem Grundsatz: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Entsprechend soll jede Person Lohn oder Strafe
erhalten.
Überzeugungen zu den letzten Dingen wirken auf das menschliche Leben und Handeln. Für die damals verfolgte Christengemeinschaft war die Hoffnung auf den
wiederkommenden Christus Trost und Bekräftigung, dass Gott alle verborgenen Taten wahrnimmt und würdigt. Doch reibt sich nicht das kalte Abrechnen und Bestrafen mit dem Glauben an einen liebenden Gott, der Heil und Leben für alle Menschen will?
Hinweise in der Bibel, die eine andere Möglichkeit eröffnen, helfen mir. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Richtet also nicht vor der Zeit; wartet,
bis der Herr kommt, der das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird!“ Gott sieht das Verborgene nicht nur. Den Menschen, die in seine Ewigkeit eintreten, gibt er Anteil daran. Dann wird das Verborgene offenbart,
alle Zusammenhänge liegen offen zutage. In Gottes Gegenwart wird der Drang wegfallen, die Welt in schwarz und weiss, die Menschen in gute und böse aufteilen zu müssen. Gottes Wahrheit wirkt die grosse Versöhnung, mit der wir im Hier und Jetzt beginnen können.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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