Weg-Wort vom 27. Oktober 2011
Wünsche verwandeln die Welt
Irgendwie war den Menschen die Lebensfreude abhanden gekommen. Nicht, dass
sie nichts mehr vom Leben erwarteten. Im Gegenteil: ihre Erwartungen waren
hochgespannt. Der eine träumte von einem grösseren Auto, der andere von
einem schöneren Haus und wieder andere davon, eines Tages so viel Geld zu
haben, dass sie sich jeden Wunsch erfüllen konnten.
Manche besassen bereits so viel, dass sie eigentlich wunschlos glücklich
hätten sein müssen. Aber ach, von Glück gab es keine Spur. Die Menschen
waren wunschlos unglücklich geworden.
Sie hatten sich keine Ruhe gegönnt, um ihre Ziele zu erreichen. Je mehr sie
aber arbeiteten und verdienten, um so unglücklicher wurden sie. Andere
Menschen waren eine regelrechte Bedrohung für sie, und man traute einander
nicht mehr. Die Konkurrenz schläft nicht, sagten sie sich und versuchten
einander auszustechen, wo sie nur konnten.
Und das war nicht nur dort so, wo Geld verdient wurde. Auch den Kindern in
der Schule ging die Kameradschaft verloren. Weil nur noch der etwas zählte,
der auch genügend leistete, um sich etwas leisten zu können, wurden auch die
Kinder zu Einzelkämpfern.
Jedermann hatte alle Hände voll zu tun und keine Hand mehr frei, um sie
anderen zu reichen. Je mehr aber der Reichtum der einen zunahm, desto mehr
vergrösserte sich die Armut der anderen. Schon bald lebten wenige Starke auf
Kosten vieler Schwacher.
Eines Tages aber streifte ein Funke Sehnsucht die Seele eines Menschen. Er
fragte sich, welchen Sinn das alles habe, wurde unruhig und träumte davon,
wie schön das Leben eigentlich sein könnte. Vielleicht, sagte er sich,
vielleicht liegt es daran, dass wir Menschen die falschen Wünsche haben!
Kurzentschlossen übte er eine neue Art des Wünschens.
Er wünschte sich nicht mehr nur für sich, sondern auch für seine Mitmenschen
alles Gute. Wer einem anderen aber alles Gute wirklich wünscht, der tut auch
alles, dass der andere Gutes erlebt.
So geschah es, dass durch die Sehnsucht eines einzigen Menschen etwas Neues
seinen Anfang nahm. Wie die Geschichte ausgeht, weiss heute noch keiner zu
sagen. Aber seit jenen Tagen überlegen wir Menschen genauer, was wir uns und
einander wünschen, denn wir wissen:
Wünsche verwandeln die Welt.
(Verfasser unbekannt)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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