Weg-Wort vom 22. Oktober 2008
Wahrer Wohlstand
Unsere Gesellschaft misst den Wohlstand von Einzelpersonen, Städten,
Kantonen und Staaten im Vergleich. Sie erstellt Ranglisten gemäss Reichtum,
Steuerbelastung, Beliebtheit usw. Diese Ranglisten verleiten gerne dazu, die
anderen übertrumpfen zu wollen. Manche nehmen dabei wenig Rücksicht auf
Anstand, Solidarität und ausgleichende Gerechtigkeit. Hauptsache, man
gewinnt fast um jeden Preis.
Die Finanzkrise hat uns drastisch vor Augen geführt, wohin dieses Denken des
immer-mehr-als-die-anderen und die Lebenshaltung der unersättlichen Gier
führen. Da liegen dann zum Beispiel Lohnerhöhungen für die grosse Mehrheit
kaum mehr drin, weil das zuviel kostet aber für die selbstverschuldeten
Banken sind dann plötzlich das zigfache an Milliarden vorhanden.
Ganz anders tönt es in Psalm 128. Hier wird der Wohlstand nicht im Vergleich
zu den anderen gemessen. Der Massstab hier ist allein Gott: Wie glücklich
ist der Mensch, der Gott achtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht.
(V1)
Erst auf diesem Hintergrund wird das Loblied auf den Wohlstand gesungen:
Was deine Hände erwarben, kannst du geniessen; wohl dir, es wird dir gut
ergehen. (V2) Wer Arbeit hat und davon leben kann mit seiner ganzen Familie
(V3), kann sich glücklich schätzen.
Wer Gottes Wege geht, der sieht nicht nur auf sich und seine Familie. Er ist
mit Gott ausgerichtet auf das Glück und den Frieden fürs ganze Land, für die
ganze Welt (V6). Er schaut auf das, was sich gegenseitig ergänzend zum
Ganzen fügt: Tun und Ertrag, äusseres und inneres Wohlergehen, Freiheit und
Gerechtigkeit, Erfolg und soziale Verantwortung, Gott und Mensch. Das eine
ist ohne das andere nicht zu haben.
Wie aber kommen wir zu diesem Frieden, der zum Ganzen zusammenfügt und alle
einschliesst? Wenn wir Gott ehren und alles tun, was in unseren Händen
liegt. Dann ist der Weg für einen ganzheitlichen Frieden bereitet, der
letztlich nicht von uns sondern durch Gottes Segen zu uns kommt: Wie
glücklich ist der Mensch, der Gott achtet und ehrt und der auf seinen Wegen
geht.
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Hauptbahnhof Zürich
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In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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