Mit
Gottes Augen schauen
Für den ersten Eindruck, sagt der Coiffeur, gibt es keine zweite Chance. Deshalb sind die perfekte Frisur, die Kleidung und das selbstsichere Auftreten ausschlaggebend für das Urteil anderer über uns. "Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen." "Man sieht doch gleich auf den ersten Blick, wen man vor sich hat." So lauten Redensarten. "Alles Bluff", heisst der Titel eines Buches, das nicht nur von Hochstaplern, Heiratsschwindlern und Finanzmaklern handelt, die den ersten guten Eindruck nutzen, um ihre Mitmenschen zu schädigen.
Wir selbst, so meinen die Autoren, unterliegen gewollt und ungewollt immer mehr dem Druck, uns an dieser Welt der Selbstdarstellung zu beteiligen. Reichtum und Macht haben viele Facetten. Dazu gehört die Fähigkeit, gesellschaftliche Positionen erreichen zu können. "Kompetenzdarstellungskompetenz" ist ein neudeutsches Modewort, dass das Können preist, sich selbst ins rechte Licht zu stellen, damit man für andere attraktiv wird, dass man ihre Erwartungen, auch Wünsche und Sehnsüchte, ihr offenes oder verborgenes Selbstbild anspricht.
Unser Glaube aber erlaubt uns, uns zu distanzieren, auch von uns selbst. Im Glauben können wir - frei von Eigennutz - kritisch und entschieden urteilen, damit nicht die Welt von uns Besitz ergreift, sondern wir ihr und ihren Gesetzen gegenübertreten können. Die "Maske", das Ansehen der Person vor der Welt, kann fallen, muss uns nicht täuschen: "Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an." (1 Sam 16,7 b)