Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 11. August 2021
Bohnen des Glücks
Manchmal sind wir so sehr mit den Sorgen des Alltags beschäftigt, dass wir darin untergehen und anderes gar nicht mehr wahrnehmen.
Die folgende kleine Geschichte erzählt davon, wie es anders gehen könnte.
«Eine weise Frau kam einst bei einem Bauern vorbei und sagte ihm: ‘Willst du glücklicher werden, dann nimm jeden Morgen eine Handvoll
Bohnen in deiner linke Hosentasche mit, und wenn du etwas Schönes erlebst, was dich mit Freude oder Dankbarkeit erfüllt, dann hole eine der Bohnen und stecke sie in deine rechte Hosentasche. Am Abend schau dir diese Bohnen an und versuche, dich an alles zu
erinnern.’
Das wollte der Bauer ausprobieren. Am Anfang kam es selten vor, dass er in seine linke Tasche griff. Doch schon nach kurzer Zeit merkte
er, wie mehr und mehr Bohnen in die rechte Hosentasche wanderten: als die Morgenluft so frisch duftete, als die Amsel auf dem Dach ihr Lied anstimmte, als seine Kinder herzhaft lachten, nachdem er mit dem Nachbarn freundlich gesprochen hatte, und bei vielen
weiteren kleinen Freuden des Tages. Manchmal hatte er gar nicht genug Bohnen dabei, für all das Schöne, das er entdeckte.
Abends vor dem Zubettgehen betrachtete der Bauer jeweils die gesammelten Bohnen. Anfänglich fiel es ihm schwer, sich an alles zu erinnern.
Zunehmend wurde es leichter, die schönen Erfahrungen nochmals nachzuempfinden. Danach schlief er zufriedener und glücklicher ein, sogar wenn einmal nur wenige Bohnen den Weg in seine rechte Hosentasche gefunden hatten. Der Bauer merkte, wieviel aufmerksamer
er geworden war auf das Positive und die kleinen Glücksmomente, die sich eigentlich immer anbieten.»
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Claire05 auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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