Weg-Wort vom 6. Mai 2008
Wissen
Nein, es ist nicht so wie Sie sagen. Ich weiss es genau! Und dann erklärt
der Herr mir mit freundlicher Stimme, wie es sich wirklich verhält auf
eine Weise, welche die umfassende Richtigkeit seiner Sicht der Dinge
eindringlich beansprucht. - Nein, so macht man das nicht! Sie übernimmt
resolut Maus und Tastatur der Arbeitskollegin an deren Computer und erstellt
die Tabelle, wie man es richtig macht.
Ich mag Besserwisser nicht obwohl ich manchmal auch meine, es besser zu
wissen, und dann zu schnell meine Sicht oder meinen Lösungsvorschlag
einbringe. Wir zeigen unser Wissen in der Regel gerne. Manche Menschen aber
stellen es so richtig zur Schau, plustern sich damit auf.
Für den Apostel Paulus reicht das Wissen allein nicht aus: Wir alle haben
Erkenntnis. Aber Erkenntnis allein macht überheblich. Nur Liebe baut
auf. Wer meint, etwas erkannt zu haben, hat noch lange nicht erkannt,
worauf es bei der Erkenntnis ankommt. Wer aber Gott liebt, ist von ihm
erkannt, und so hat er die richtige Erkenntnis
Gebt also Acht, dass nicht
die Freiheit, die euer Verhalten bestimmt, die Schwachen
zu Fall bringt.
(1Kor 8,1-3.9)
Zur Erkenntnis gehört die Liebe. Erst das von der Liebe getragene Wissen ist
aufbauend, weiss, worauf es bei der Erkenntnis ankommt.
Wer aus der Kraft des Glaubens liebevoll wissend lebt, nützt die Unkenntnis
anderer nicht aus. Er macht Schwächere nicht schlecht. Er verzichtet auch
mal auf den eigenen Vorteil zugunsten der Schwächeren. Er kauft zum Beispiel
freiwillig keine billigen Produkte aus unfairem, menschenunwürdigem Handel.
Er versteht es auch, mit seinem Wissen liebevoll umzugehen, weil er weiss,
worauf es ankommt. Wie Max Frisch es formuliert:
Man sollte die Wahrheit einem andern wie einen Mantel hinhalten, dass er
hineinschlüpfen kann.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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