Weg-Wort vom 16. April 2007
Mit der Kraft von Ostern
Für mich ist der Frühling jedes Jahr aufs Neue überwältigend und Aufsehen
erregend wenn aus starren Ästen und kahler Erde plötzlich neues Leben
spriesst. Voll Bewunderung und Freude geniesse ich das farbenprächtige
Naturschauspiel des Blühens und Wachsens. Ich staune über die gewaltige
Kraft, die dem Leben wie ein Geheimnis innewohnt und es fortwährend erhält
und weiterentwickelt.
Das ist auch der Grund, warum das Osterfest im Frühling gefeiert wird. Denn
Gott liebt das Leben! Das ist die frohmachende Botschaft von Ostern. Keine
schwere Last, keine niederdrückende Not, keine Sturheit und Erstarrung, ja
nicht einmal der Tod haben letztendlich die Macht über das Leben.
Im Ereignis der Auferstehung hat Gott seine unermessliche Liebe zum Leben
offenbart. Er hat uns einen Weg aufgetan, auf dem wir aus Hoffnungslosigkeit
und innerer Erstarrung aufbrechen können zu neuer, wahrer Lebendigkeit.
Denn mit dem österlichen Glauben wohnt unserem Leben eine alle Angst und Not
überwältigende Kraft inne, die unser Wachsen und Werden begleitet und
leitet.
Wer sich im Glauben dieser österlichen Kraft anvertraut, der wird nicht so
schnell müde vom Zahn der Zeit, wenn er keinen Ausweg mehr sieht, wenn
Trauer und Schmerz ihn überrollen, wenn er sich in den Fesseln des Alltags
verfangen hat.
Denn er rechnet stets mit der Kraft von Ostern, die den verborgensten Samen
des Lebens in uns aufzuwecken vermag, uns die schwersten Steine wegrollt und
selbst durch verschlossene Türen geht.
Ostermenschen sind darum immer wieder auch frohe Menschen. Sie lieben wie
Gott das Leben, in seiner ganzen Ambivalenz und Vielfältigkeit. Als
Erlöste können sie nicht anders, als sich trotz und mit allem gelöst immer
wieder neu auf das Leben einzulassen, österlich kraftvoll und manchmal auch
Aufsehen erregend.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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