Weg-Wort vom 11. April 2007
Ein österlicher Mensch
Wer möchte das nicht: Für einmal ganz neu anfangen. Ein neuer Mensch werden.
Den ganzen alten Schrott des Lebens hinter sich lassen die eigenen Mängel
und Schwächen, die leidigen Verletzungen, Ängste und Depressionen, die
ewigen Rückenschmerzen, den nörgelnden Nachbarn und vor allem die
unliebsamen Begleiterscheinungen des unvermeidlichen Älterwerdens.
Für den Apostel Paulus (2Kor 5,17) sind wir bereits neue Menschen:
Wenn also ein Mensch zu Christus gehört, ist er schon neue Schöpfung. Was
er früher war, ist vorbei; etwas ganz Neues hat begonnen.
Nicht wer immer strebend sich bemüht wird demnach ein neuer Mensch,
sondern wer zu Christus gehört wer sich einlässt auf das verwandelnde
Kraftfeld, auf die erneuernde Macht des Auferstandenen, auf die lebendig
machende Liebe. Wer sich von der Kraft der Liebe ergreifen lässt, wer die
Liebe zur alles durchdringenden Grundhaltung seines Lebens macht, der gehört
zu Christus, der ist ein neuer, ein österlicher Mensch.
Wer aber liebt, muss den ganzen alten Schrott seines Lebens nicht mehr
hinter sich lassen. Er muss ihn weder verdrängen noch heroisch ertragen. Er
vermag vielmehr mit ihm zu leben, ohne dass er ihn behindert. Denn die Liebe
nimmt dem Schrott seine ganze Macht über uns. Sie gibt uns die Kraft, mit
ihm zu sein, das in Ordnung sein zu lassen, was wir sowieso nicht ändern
können.
Was von uns nicht leben darf, versuchen wir abzuspalten. Was uns an Eigenem
fremd geworden ist, bekämpfen wir bei uns selbst und bei anderen. Weil Leid
nicht sein darf, müssen wir uns und andere beherrschen. Ganz anders beim
neuen, österlichen Menschen:
Jesus war ein Mensch, der weil er ganz bei Gott war ganz bei sich und
bei den Menschen sein konnte. In nichts war er sich selbst entfremdet. Darum
musste er andere auch nicht bekämpfen oder ausgrenzen. Er konnte verstehen,
was andere bewegte.
Das löste, heilte und eröffnete neues Leben.
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Hauptbahnhof Zürich
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