Weg-Wort vom 19. November 2012
Orientierung
Es regnet. Ich schaue an der Bushaltestelle einer Schnecke zu. Wie
orientiert sie sich? Die Überlebenschancen dieser Schnecke sind klein, geht
sie rechts kommt sie auf die Strasse. Geht sie links wartet ein grosser
Parkplatz. Vorwärts ist Gras erreichbar und die Lebenserwartung am höchsten.
Kehrt sie um, wartet auch dort viel Asphalt. Aber wie orientiert sich die
kleine Schnecke?
Mit ihren Fühlern kann sie sehen. Schnecken haben einen Geruchs- und
Geschmackssinn, das kann man nachlesen. Das Wunder bleibt. Die Schnecke,
klein und langsam schleicht auf das Gras zu. Und das inmitten von Parkplatz
und Strasse. Ihre Sinne geben ihr Orientierung und helfen ihr zu leben, zu
überleben.
Was gibt uns Menschen Orientierung? Wer oder was hilft uns zum Leben?
Wenn ich die Möglichkeiten der Schnecke betrachte, kommen mir die Sätze in
den Sinn, die wir in der Bibel bei Matthäus unmittelbar nach der Goldenen
Regel finden: "Tretet ein durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und der
Weg, der in den Untergang führt. Viele gehen diesen Weg. Wie eng ist das
Tor und wie schmal der Weg, der ins Leben führt! Wenige finden ihn." (Mt
7,13f)
Der enge Pfad, der richtige Weg führt zum Leben, zu einem Leben in Fülle,
wie Jesus es uns versprochen hat.
Jesus hat uns den Weg vorgelebt. Als Mensch unter Menschen hat er ernst
gemacht mit der Liebe, hat uns Feindesliebe nicht nur gepredigt sondern
gezeigt wie das möglich ist.
Die Liebe als Orientierungshilfe dünkt mich gar nicht so eng und unwegsam.
Die Liebe, so empfinde ich es, öffnet Tür und Tor. Die Schwierigkeit liegt
wohl darin, die Liebe nicht eng zu führen, nicht lieben, um Belohnung und
Anerkennung zu erhalten, sondern lieben um der Liebe willen. Jedem Menschen
und der Natur Achtung und Würde entgegenbringen - das ist richtungsweisend!
Ich wünsche Ihnen gute Orientierung.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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