Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 16. April 2015
Spieglein, Spieglein an der Wand
welches Gebäude ist das höchste im ganzen Land? Die fünf höchsten der Erde
wurden in den letzten fünf Jahren erstellt und keines steht in westlich
geprägtem Gebiet. Könnte das heissen: Hey, wir sind auch noch da.
Die Welt verändert sich, die politischen und wirtschaftlichen Gewichte
verlagern sich. Hohe, weithin sichtbare Gebäude melden an: Mit uns ist zu
rechnen. Wohl nicht die Macht Gottes soll mit den babelschen Turmbauten in
Frage gestellt werden, sondern die Macht der bisher Mächtigen der Welt. Wenn
dem so ist, wie einfältig Phantasie und Kunst würde sich dann nur auf die
Architektur der Gebäude beschränken.
Die Geschlechtertürme von San Gimignano aus dem 14. Jahrhundert berichten
Ähnliches: Verteidigung und Machtanspruch. Sie sind mit ihren 51 oder 53
Metern recht bescheiden, aber sie haben es doch geschafft Weltkulturerbe der
UNESCO zu werden. Bescheiden sind sie im Vergleich zu einem Burj Khalifa in
Dubai mit seinen 830 Metern.
Die Türme werden höher, die Verhaltensmuster bleiben gleich: Protzen durch
Grösse, Machtanspruch durch Geld, Waffen, Drohgebärden und was da alles dazu
gehört. Es ist und bleibt die alte Leier.
Wer hat da den Mut Macht durch Ohnmacht zu ersetzen, Lohnanspruch durch
Lohnverzicht, Herrschaftsanspruch durch Dienstbereitschaft?
Schaue ich auf Jesus von Nazareth. Was hat er nicht alles erreicht durch
seinen Verzicht, seine Macht so darzustellen, wie es uns scheinbar Eindruck
macht. Er verzichtet auf Gewalt und zeigt in seiner Ohnmacht Grösse.
Ich frage immer wieder: Wie kommen wir dahin, unser Miteinander gewaltfrei
zu gestalten? Wie gelingt es uns so miteinander umzugehen, dass wir nicht
zerstören, sondern aufbauen?
Oder anders, wie können wir einander so wahrnehmen, dass wir erfahren: Uns
braucht es. Wir werden wahrgenommen. Wir sind wichtig. Wir werden geschätzt.
Wir sind zwischen Ostern und Auffahrt, und schon damals meinte Christus zu
den Jüngern, die in den Himmel glotzten. Schaut auf den Boden, da ist eure
Arbeit. Riesenbauten bringen es nicht, nur die Arbeit an uns bringt es. Die
klingt nach Erfolg. Packen wirs an, es gibt viel zu tun.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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