Weg-Wort vom 24.Oktober 2008
Was heisst Kirche?
Sehr interessiert hörte die junge Frau zu. Sie kam mit den Klassenkameraden
aus dem Deutschkurs für Emigranten zu Besuch in der Bahnhofkirche. Der Kurs
hat zum Ziel Ein-wanderern unterschiedlicher Religionen und Kulturen die
Integration zu erleichtern.
Respektvoll schauten die Besucher die Kapelle an. Nach dem Vortrag blieb
Zeit um Fragen zu stellen. Was heisst Kirche? wollte die aufmerksame Frau
wissen. Im Deutschkurs hatten sie gelernt eine Kirche ist ein Haus mit
Turm und Glocken. Dort beten Christen.
Nun hörte sie von mir, dass unsere Kapelle auch Kirche genannt wird. Dazu
kam noch, dass ich etwas von der Kirche als Organisation erzählt hatte. Wie
sei das zu verstehen.
Woher auch sollten diese Männer und Frauen mit unseren gesellschaftlichen
Strukturen vertraut sein. Ich erinnerte mich an ähnliche Fragen, die ich in
andern Kulturkreisen stellte.
Meine Zuhörer verstanden rasch, als ich den Begriff erläuterte. Bei der
darauf folgenden Frage nach der Abwesenheit eines Beichtstuhls in einigen
Kirchen musste ich weiter ausholen und hatte dennoch keine schlüssige
Antwort anzubieten.
Es ist schwierig Menschen die von aussen auf die Christenheit sehen, die
theologisch begründeten Unterschiede der Konfessionen verständlich zu
machen. Warum dem so ist, wa-rum man sich trotz friedlicher Koexistenz nicht
schon längst versöhnt und gegenseitig als gleichwertig anerkannt hat, was
kann man dazu sagen?
Es ist gut, dass man sich damit ab und zu einmal beschäftigt. In Amerika
habe ich an einer Ordination von interreligiösen Pfarrern teilgenommen. Da
war ich zuerst etwas befremdet. Doch genau danach fragten meine Besucher und
Besucherinnen. Warum können wir nicht alle zusammen feiern, das wäre doch
möglich?
Denn für sie sei der respektvolle Umgang miteinander und die gegenseitige
Unterstützung viel wichtiger als all das, was trenne, meinte die Gruppe
entschieden.
Am Ende ihres Besuches reichte uns die junge Frau strahlend
Selbstgebackenes. Das als Freundschaftsgeste zum Abschluss des Ramadan.
Integration von Einwanderern wir Kirchenmitglieder könnten viel bewirken
damit sie bes-ser gelingt. Menschen in der Gemeinde einladen zum gemeinsamen
feiern, von ihnen ler-nen und zusammen neues schaffen es wäre den Versuch
wert.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche