Weg-Wort vom 18. April 2006
Tod und Auferstehung mitten im Leben
Karfreitag und Ostern, Tod und Auferstehung. Sie sind mitten in unserem
Leben. Zum Beispiel in dieser Geschichte:
Das Ehepaar hat sich vor einigen Jahren ein Haus gekauft. Natürlich haben
sie sich dabei hoch verschuldet aber wenn alles glatt geht, dachten sie,
haben wir eine gute Alterssicherung erworben. Die Umstände änderten sich
der Mann verlor seine Arbeitsstelle. Dem Familienleben wird die
wirtschaft-liche Sicherheit entzogen.
Den beiden wachsen die Schulden über den Kopf. Sie verlieren ihren gewohnten
Lebensstandard, wenn sie ja, wenn sie nicht vortäuschen, alles sei wie
zuvor. Das gelingt ihnen über Ratenkäufe und neue Schulden. Das
Schuldenkonto wächst. Rechnungen werden gar nicht mehr aufgemacht. Bei
Freunden wird Geld geliehen um die nötigsten Ausgaben zu bezahlen, sie gehen
nicht mehr an die Tür, nicht mehr ans Telefon, verstecken sich vor den
Forderungen der Gläubiger. Gelebt wird kaum noch. Es gibt kein Entkommen.
Sie können mit niemandem darüber reden, es ist zu peinlich, das soll niemand
wissen. Und immer stärker wird der Eindruck: wir sind mit unserem Leben
gescheitert, sind Versager es gibt keine Perspektive mehr. Tod mitten im
Leben.
Bis ihnen eine einzige Möglichkeit bleibt: Konkurs anmelden, eine
Schuldnerberatung aufsuchen, vor sich selbst und dort zugeben: Wir kriegen
das nicht allein geregelt, und offen legen, was bedrückt. Eine Entschuldung
wird in Angriff genommen. Es kann noch Jahre dauern, bis die Folgen nicht
mehr zu spüren sind, aber die Macht der Schulden ist gebrochen. Sie können
wieder leben, geniessen und froh werden. Auferstehung in ein neues Leben.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche