Weg-Wort vom 25. März 2013
Blickwinkel
Wie schaue ich etwas an? Meine Sicht auf Dinge oder Menschen hat immer auch
Auswirkungen darauf, was ich wie sehe?
Erstaunlich bewusst wurde mir das einmal mehr nicht auf einer Bergwanderung
sondern bei einer Radiosendung. Im "Focus" am Montagabend war der Psychologe
und Theologe Manfred Lütz zu Gast.
Mich lässt aufhorchen, was er zur päpstlichen Unfehlbarkeit sagt. Ich bin
sicher nicht die einzige, die Mühe mit dem Dogma hat.
Und nun der "andere" Blickwinkel: Das Unfehlbarkeitsdogma als liberales
Dogma sehen, was bedeutet, dass es sich hier um ein Unfehlbarkeitsverbot
handelt. Niemand kann behaupten (auch der Papst nicht), alleine die Wahrheit
zu kennen. Das heisst dann auch, niemand ist unfehlbar, und somit auch der
Papst nicht, ausser er macht von dem Dogma gebrauch.
Was führen wir uns also manchmal auf, als wären wir unfehlbar oder wüssten
genau, wie es war und zu sein hat. Der andere Blickwinkel lässt mich nicht
schwärmen für das Dogma der Unfehlbarkeit, er lässt mich aber darüber
schmunzeln und nimmt diesem Dogma an Gewichtigkeit.
Eine gewisse Leichtigkeit beflügelt mich, wenn ich den Blickwinkel wechsle
und von der steinigen Strasse in die Weite des Sternenhimmels schaue oder
wenn ich meine Falten und Altersflecken als Profil und Lebensmuster sehe.
Und da kommen mir die Jüngerinnen und Jünger in den Sinn: Das Fischernetz
mal auf die andere Seit auswerfen.
"In dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen war, stand Jesus am
Ufer. Doch die Jünger und Jüngerinnen wussten jedoch nicht, dass es Jesus
war. Jesus sagte zu ihnen: Kinder, ihr habt wohl keinen Fisch? Sie
antworteten ihm: Nein. Er sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten
Seite des Bootes aus, dann werdet ihr welchen finden. Sie warfen es aus und
konnten es nicht mehr heraufziehen, wegen der Menge der Fische." (Joh
21,3-6)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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