Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 27. August 2020
Narrenfreiheit
Gern gehe ich hinaus in die freie Natur um Tiere zu beobachten. Auch Dokumentarfilme über die Tierwelt schaue ich mir ab und zu mit Interesse an. Ich mag mich an eine Sendung erinnern, in der ein Löwenrudel der afrikanischen Savanne eine Weile lang begleitet wurde. Die meiste Zeit des Tages lagen die Wildkatzen im Schatten der Bäume und ruhten sich aus. Am aktivsten waren die Jungen, die neugierig die Umgebung erkundeten, miteinander balgten oder auf den erwachsenen Rudeltieren herumkletterten. Die Grossen zeigten erstaunliche Geduld und Toleranz, zumeist liessen sie die Löwenkinder gewähren. Nur wenn diese es gar zu wild trieben, wurden sie durch ein kurzes Anfauchen in die Schranken gewiesen.
Es ist nicht nur bei den Löwen so, dass die Jungtiere eine Art Narrenfreiheit geniessen, zumindest bis sie ein gewisses Alter erreicht haben. Auch bei anderen Wildkatzen oder bei Bären, Wölfen und Affen lässt es sich beobachten. Im Grunde ist es bei uns Menschen nicht anders: Die kleinen Kinder dürfen sich manches erlauben, wofür eine erwachsene Person schräg angeschaut würde. Je weniger eine Gemeinschaft kulturell reglementiert ist, umso grösser ist im Allgemeinen die Freiheit der Kinder.
An verschiedenen Stellen betont die Bibel, dass wir Gottes Kinder sind. Der Apostel Paulus schreibt darüber in seinen Briefen, Jesus hat oft daran erinnert und uns ermutigt, Gott als guten Vater, als „Papa“ anzusprechen. Die Geduld und Toleranz der Löwen scheint mir eine Eigenschaft Gottes zu sein, die voller Wohlwollen ist, wenn wir die Welt erkunden, vieles ausprobieren und dabei auch mal eine Dummheit machen. Angesichts solch eines Gottes können wir viele unserer Ängste getrost beiseitelassen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Christine Sponchia auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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