Weg-Wort vom 16. Dezember 2008
Aufbruch ins Abenteuer
Vor kurzem machte mich ein Freund darauf aufmerksam, dass das deutsche Wort
Advent ganz ähnlich klingt wie das englische Wort adventure, also
Abenteuer... Bei diesem Wort denke ich an Aufbruch, Wagnis, Mut. Da zieht
einer los, verlässt das Bekannt-Vertraute, macht sich auf den Weg ins
Unbekannte... Manchmal mag das gar nicht so ungefährlich sein. Und
vielleicht liegt gerade darin der ganz eigene Reiz eines solchen Abenteuers,
seine Faszination.
Advent ist die Einladung zum Leben und Jesus ist die Mensch gewordene
Einladung Gottes. Er gesellt sich zu den Menschen, um sich mit ihnen neu auf
den Weg zu machen, auf einen Weg, der das mögliche Ziel nur ahnt. Wer sich
auf eine solche Einladung zum Leben einlässt, wer sich auf den Weg macht
mit dem geschieht etwas, der bleibt nicht unberührt.
Das ist nicht immer ungefährlich. Wenn ich lebendig bin, riskiere ich
Verletzungen und Enttäuschungen, muss Abschied nehmen und mich auf Neues
einlassen. Manchmal mag mich der Mut verlassen, dann bin ich wieder voll
überströmender Lebenslust. Ich werde einsam sein und mich umso mehr an der
Begegnung mit Menschen freuen. Lachen und Weinen, Mut und Angst, Vertrauen
und Verlassenheit, Trauer und Tanz werden mich auf meinem Weg begleiten...
Mich lockt das Leben! Ich habe die Einladung gehört und will sie nicht
abschlagen. Dieses Leben ist mir geschenkt und ich will leben! Ich will
das Leben auskosten, verschmecken, mit allen Sinnen, mit all seinen dunklen
und hellen Seiten, mit Freude und Lachen, mit Tränen und Protest, mit
Zuversicht und Hoffnungslosigkeit. Ich will das Leben, was menschenmöglich
ist.
Ich will nicht vor dem Leben kneifen, weil es Unruhe in meinen gewohnten
Tagesablauf hineinbringen kann. Wenn das Leben auch die Unordnung, das Chaos
ist, dann sollen auch sie einen Platz in meinem Leben haben.
Weihnachten ist die Botschaft, dass mich dieser Gott zu einem solchen Weg
einlädt und dass er mich auf diesem Weg nicht allein lässt. Gott wird
Mensch und lässt sich auf all das Menschenmögliche ein. Nichts, was ich
erlebe, erleide, an dem ich mich erfreue, ist ihm fremd. Er geht mit und
entzieht sich auch den dunklen Stunden nicht. Gott lädt ein zum Abenteuer
Leben und mitten im Aufbruch weiss ich mich geborgen.
Andrea Schwarz
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Hauptbahnhof Zürich
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