Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 24. April 2020
Orientierung
Auf einer Wanderung in den Bergen, unterwegs in einer grossen oder unbekannten Stadt helfen uns Karten und Ortspläne, uns zurecht zu finden, den eigenen Standort sowie das Ziel ausfindig zu machen, und den Weg dazwischen zu bestimmen. Die räumliche Orientierung fällt einigen Menschen leichter, andere haben mehr Mühe damit und sind dankbar, wenn Ortskundige ihnen den Weg weisen.
Auch auf anderen Gebieten suchen wir Orientierung. Eine vollständige Landkarte für das eigene Leben gibt es allerdings nicht im Fachgeschäft zu kaufen. Zwar finden wir unzählige Bücher, die Orientierung in diversen Lebensbereichen anbieten. Für unsere jeweils individuelle Situation taugen sie nur beschränkt. Auch sonst begegnen wir oft dem Anspruch auf Durchblick: bei Medienschaffenden, bei Fachleuten und Politikern, in Philosophien und Weltanschauungen und auch in Kirchen und Religionen. Sie geben sich als Ortskundige aus und behaupten, den richtigen Weg zu kennen und aufzuzeigen.
Im Verlauf ihres Lebens erstellt jede Person eine eigene Landkarte, geprägt durch Erziehung und Umfeld, abhängig von der Wahrnehmungsweise und in ständiger Veränderung durch Umstände und Lebensgestaltung. Die Karten zeigen unsere gemeinsame Welt unterschiedlich, manchmal gar widersprüchlich, Standorte und Ziele sind kaum dieselben. Wer redlich ist, anerkennt, dass der eigene Plan nicht alles zeigt. Deswegen muss er diesen und den der anderen nicht entwerten. Im besten Fall begegnen wir einander mit Respekt und Neugier darüber, was die Lebenslandkarte des Gegenübers zeigt und wie sie entstanden ist. Austausch erweitert den Horizont. Im Vertrauen auf den eigenen inneren Kompass tragen wir zur Orientierung für alle bei.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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