Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
 
Weg-Wort vom 21. Januar 2021
 
Unterbrechung in Weiss
Nachdem der grosse Schnee gefallen war, kamen die Hauswarte unserer Wohnsiedlung gar nicht mehr nach mit Räumen. Zwischen den Häusern entstanden schmale Trampelpfade. Der Anblick dieser Wege hat in mir Bilder aus meiner Kindheit wachgerufen. Ich erinnere mich, wie mir damals die Schneedecke rechts und links des Weges hoch wie eine Mauer vorkam.
 
Unterdessen hat es schon wieder zu tauen begonnen. Die Bäume haben ihre schwere Last verloren. Die Wege sind alle schwarz geräumt. Mich erfüllt es mit einer seltsamen Wehmut, wenn die Schneeschmelze einsetzt. Auch wenn ich nicht mehr so direkt wie ein kleines Kind mit dem Schnee auf Tuchfühlung gehe, habe ich den Schnee in den letzten Tagen genossen: die Luft, die klarer und frischer ist, die Stille, weil der Schnee alle Geräusche dämpft, und die komplett anderen Lichtverhältnisse bei Tag und auch bei Nacht.
Der Schnee sorgte für Abwechslung. Er hat mich vor dem Schlafengehen nochmals nach draussen gelockt. Der Schnee sorgte für Entschleunigung. Anstatt mit dem Velo habe ich den Weg zum Bahnhof zu Fuss zurückgelegt. Geschadet hat’s mir nicht.
Bild von Lena Helfinger auf Pixabay
 
 
 
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