Weg-Wort vom 28. März 2012
Gottesbild
Wie stellen Sie sich eigentlich Gott vor? Wie könnte er aussehen? Oder sie vielleicht? Wen
haben Sie vor ihrem inneren Auge, wenn Sie von Gott sprechen oder mit Gott sprechen, wenn
Sie beten?
Ein sehr bekanntes Fresko, ziert die Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom. Es ist
Michelangelos Schöpfung des Menschen. Gott und Adam berühren sich ganz leicht, ein
Fingerzeig. Obwohl als alter Mann gestaltet, sieht Gott kraftvoll aus, mit lockigem,
grauem Haar und wallendem Bart. Er hat eine markante Nase und, auch wenn man ihn nicht von
vorne sieht, erahnt man doch seine eindrucksvollen Augen. Stellen sie sich Gott auch so
vor?
Aber ist es nicht verboten, sich ein Bild zu machen - gerade im Religionsunterricht?
Sicherlich ist es nicht verboten, sich eine Vorstellung und damit irgendwie auch ein Bild
von Gott zu machen, da unsere Vorstellungen nie bilderlos sind. Das Bilderverbot im Ersten
Testament (Ex 20,4) verbietet die Anbetung und damit die Verabsolutierung eines Bildes für
Gott, seine Festlegung auf eine Gestalt, die damit handhabbar gemacht werden kann.
Gott von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, ist ein alter Traum der Menschheit! Wir
sehnen uns nach dem Angesicht, dem zugewandten Gesicht Gottes nach seinem Glanz, seiner
Herrlichkeit. Und doch sind es vielleicht genau diese Vorstellungen, die uns den Blick für
das Gesicht Gottes verstellen, Gottes Gesicht nicht gleich erkennen lassen, weil wir es
eben so, wie es uns begegnet, nicht vermuten.
Wir müssen darum aufpassen, dass die schönen und auch die eigenen Bilder unseren Blick
nicht zu sehr ablenken, uns nicht die Sicht auf Gott versperren, sondern sie sollen uns
daran erinnern, in einer sich verändernden Welt wachsam zu sein und Gott zu suchen im
Schönen und im Traurigen, im Pompösen und im Einfachen, im Glanz und im Stall.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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