Weg-Wort vom 5. Mai 2008
Leben aus dem Geist Gottes
Das folgende Gebet kommt aus der Tradition der aus Afrika als Sklaven nach
Nordamerika deportierten Menschen:
Lieber Herr Jesus, wir bitten dich: Komm, besuch uns heute. Wir sind nix
wie arme afrikanische Frauen und die Leute kümmern sich kaum um uns. Wir
trauen keinem von diesen grossen Herren, wie die, die in unsere Kirche
kommen, um zu predigen. Aber du bist ein viel grösserer Herr. Du schämst
dich nicht, dich um uns arme afrikanische Leute zu kümmern.
Da ist jemand, der mächtiger ist als die sattsam bekannten Herren. Sie
sind überzeugt, Jesus wird im Geiste zu ihnen kommen. Sie fühlen sich
gewürdigt. Sie verspüren Kraft. Sie können den jeweiligen Tag überstehen.
Die geistige Gegenwart Jesu ist Hilfe und Beistand. Allmählich mindert sich
das Gefühl der Selbstverachtung. Die Begegnung mit Jesus deckt die Wahrheit
auf: Erniedrigung und Verachtung, wie sie sie erfahren, verstossen gegen die
Gebote Gottes, die die Menschenwürde aller einschärfen.
Dieser Geist hat diese Menschen geprägt und prägt sie hoffentlich noch
immer. Welcher Geist prägt uns?
Hoffentlich auch einer wie der vieler Afroamerikaner! Sie fordern heraus.
Manchmal ecken sie an. Das hat nichts mit einer Haltung zu tun: wir gegen
den Rest der Welt. Oder: Kirche gegen Welt. Es kann aber geschehen, dass
Gegnerschaft entsteht, wo bestimmte Interessen berührt werden, die sich dann
zäh verteidigen. Es können auch Konflikte innerhalb von Kirche und Gemeinde
aufbrechen: da zum Beispiel, wo einige den Geist Gottes als ihr eigenes
Privileg ansehen.
Für manche Menschen aber wird spürbar, wie wichtig dieser Geist Jesu ist im
alltäglichen Leben und in übergreifenden Zusammenhängen. Andere provoziert
er, reizt sie zum Widerspruch. Das Leben aus dem Geist Jesu heraus erweist
sich als ein einladendes und herausforderndes. Es ist aber immer eines, in
dem die alten Wahrheiten neu und überraschend lebendig werden.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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