Weg-Wort vom 22. Februar 2008
Du wirst frei sein
Die Zehn Gebote stehen in keinem besonders guten Ruf. Sie werden immer
wieder missverstanden als Vorschriften, die dem Menschen aufgezwungen werden
oder ihm mit dem Zeigefinger drohen: Du sollst
oder Du darfst nicht
Wenn wir sie aber von ihrem Entstehungshintergrund her betrachten, ergibt
sich ein ganz anderer Deutungszusammenhang.
Gott hat die Israeliten mit Hilfe Moses aus der Sklaverei in Ägypten
herausgeführt in die Freiheit. Auf dem Weg in das Gelobte Land kamen sie
immer wieder in Gefahr, diese Freiheit aufzugeben zugunsten neuer
Abhängigkeiten und Götzendienste. Da gab Gott ihnen am Berg Sinai die Zehn
Gebote.
Wir kennen das in unserem Leben ähnlich. Wir verlieren die von Gott
geschenkte Freiheit, indem wir uns immer wieder in neue Abhängigkeiten
begeben. Wir machen uns zum Beispiel zu Sklaven der Gier nach Mehr nach
mehr Geld, Macht und Ruhm. Wir sind abhängig vom Gut-da-stehen vor anderen
oder das Gesicht nicht zu verlieren oder von Schönheit, Leistung, Erfolg
und vielem mehr.
Die Zehn Gebote aber sind im Grunde nichts anderes als eine Anleitung, eine
Hilfestellung, die von Gott geschenkte Freiheit nicht zu verlieren eine
Einladung, wie wir uns diese Freiheit bewahren. Sie sind weniger Gebote denn
Angebote. Der Theologe Werner Holter hat sie entsprechend neu übersetzt. Die
hier ausgewählten lassen uns etwas von der Kraft und der Freude ihres
Freiheitsangebotes spüren:
1. Gebot: Du wirst frei sein, wenn du nichts Gott gleich setzt. Er ist der
alles entscheidende Bezugspunkt deines Lebens.
4. Gebot: Du wirst frei sein, wenn du für die Vor-Gabe deiner Eltern danken
kannst; wenn du dich anvertraust dem Ursprung deines Lebens, der du nicht
selber bist; wenn du dich annehmen kannst mit deiner Vergangenheit und ihren
Prägungen.
6. Gebot: Du wirst frei sein, wenn du Menschen um ihrer selbst willen
lieben kannst. Nütze keinen als Mittel für deine Ziele und irgendwelche
Zwecke aus. Binde Menschen nicht an dich, sondern vermittle ihnen Halt in
Gott.
8. Gebot: Du wirst frei sein, wenn du wahrhaftig bist: die Wahrheit wird
dich frei machen. Lügen zerstören Vertrauen, die Lebenslüge verhindert dein
Glück.
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Hauptbahnhof Zürich
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