Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 30. April 2020
Walpurgisnacht
Der Vorabend und die Nacht zum ersten Mai wird als Walpurgisnacht
bezeichnet. Der Name verweist auf die heilige Walburga, eine Äbtissin aus
dem 8. Jahrhundert, deren Gedenktag einst am ersten Mai gefeiert wurde.
Die Traditionen dieses Abends gehen noch weiter zurück. Überlebt haben
mancherorts z.B. der Tanz in den Mai, das Maifeuer oder der Maibaum. In
keltischen Kulturen wurde in dieser Nacht das Fest Beltane gefeiert, ein
ausgelassenes und staunendes sich Freuen über die wiedererwachten Kräfte des
Lebens und der Fruchtbarkeit. Die Menschen verstanden sich als in die Natur
und ihre Abläufe von Werden und Vergehen eingebunden, sie hatten Anteil an
den Energien des Lebens.
Besonders in den Städten unserer westlichen Zivilisation wurden im Verlauf
der Jahrhunderte die Bräuche zurückgedrängt oder gerieten in Vergessenheit.
Damit ging zugleich eine Entfremdung von der natürlichen Welt einher. Die
Natur wurde zur Feindin, die man beherrschen muss, und die man nach Belieben
ausnutzen kann. Hoffnung und Vertrauen setzte man seitdem in den
wissenschaftlichen Fortschritt.
In den Massnahmen gegen die Pandemie entdecke ich diese Abspaltung von der
Natur wieder. Daheimbleiben wird propagiert; dabei stärkt kaum etwas unser
Immunsystem so sehr wie ein Aufenthalt im Wald. Man setzt alle Hoffnung auf
einen Impfstoff; dabei würden eine gesunde Lebensweise und naturbelassene
Lebensmittel das Risiko eines schweren Verlaufs deutlich vermindern. Es wird
Zeit, dass wir die Feindschaft mit der Natur beenden, uns mit ihr versöhnen
und uns als Teil von ihr begreifen. Dazu könnte uns die Walpurgisnacht
inspirieren.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von David Mark auf Pixabay
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