Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 9. Juli 2020

Gratis

„Nichts ist umsonst!“ Diese Überzeugung steckt uns tief in den Knochen, manchmal schwingt da ein mahnender, drohender, manchmal ein resignierter Unterton mit. In fast allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens haben wirtschaftliche Überlegungen einen massgeblichen Stellenwert eingenommen: Kosten und Nutzen werden gegeneinander aufgerechnet, Waren und Dienstleistungen werden für Geld verkauft und alles hat seinen Preis.

Wenn irgendwo etwas gratis angeboten wird, dann sind wir ziemlich sicher, dass hier entweder etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, oder dass mit dem Geschenk Absichten verfolgt werden. Vielleicht sollen wir dazu verlockt werden, später das Gleiche wieder zu kaufen. Oder wir erhalten Dinge wie Gratiszeitungen, kostenfreie Apps für das Smartphone oder Unterhaltungssendungen, und müssen dafür die dazwischengeschaltete Werbung ertragen.

Die Schöpfung Gottes funktioniert anders: Die Sonne verlangt nichts dafür, dass sie die Erde wärmt und die Pflanzen wachsen lässt. Bäume produzieren den Sauerstoff ohne Bezahlung. Wolken spenden den Regen und Quellen das Wasser gratis. Im Prinzip stellt die Erde ihre Rohstoffe kostenfrei zur Verfügung. Eigentum ist eine Erfindung der Menschen, die ihre Vorzüge hat und Sicherheit schenkt, die aber auch Ungerechtigkeiten und Probleme schafft.

„Gratis“ bedeutet so viel wie „um des Dankes willen“, im Gegensatz zu einem bezahlten Gut. Es liesse sich auch mit „aus Güte“ übersetzen, ohne Gewinnabsichten. So ist Gott: Er überlässt uns die Dinge dieser Welt und auch unsere Fähigkeiten und Talente zur freien Verfügung – gratis, aus Güte. Was würde passieren, wenn wir diese Gaben mit derselben Haltung verwenden?

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

Bild von Peter H auf Pixabay

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